Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Mein Wald, meine Regeln

"Big Game" im Kino mit Samuel L. Jackson

Sie sehen: links den US-Präsidenten (Samuel L. Jackson), rechts einen Jäger-Jungen mit Elch-nun-ja-Rucksack, im Hintergrund finnische Wildnis - die eigentlich in Oberbayern liegt. (Szene aus "Big Game")

(Foto: 2015 Ascot Elite Filmverleih GmbH)

Der US-Präsident schlägt sich mit einem Jungen durch die finnische Wildnis und arabische Terroristenhorden. Zu abgedreht? Nicht fürs Kino. Welche neuen Filme sich lohnen - und welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

Die Filmstarts vom 18. Juni auf einen Blick, bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme folgen.

Agnieszka

Zwei Gebote gelten in Agnieszkas neuem Job: "Wir ziehen uns nicht aus und wir werden nicht angefasst." In Polen hielt die junge Frau nichts mehr, jetzt ist sie in München, wo ihr die geheimnisvolle "Madame" eine Stelle als Domina anbietet. Das Beste an dem Film von Tomasz E. Rudzik ist Hauptdarstellerin Karolina Gorczyca: Selbst in den Szenen, in denen sie für ihre Kunden die Starke spielt, kommt sie dem Zuschauer doch verletzbar vor - sehenswert. Karoline Beisel

Amapola

Ein Traum von einem Film, die erste Spielfilmregie des oscarprämierten Ausstatters und Operninszenators Eugenio Zanetti. Ein Sommernachtstraum, von Shakespeare frei inspiriert, verlegt in die Siebziger, die Zeit der argentinischen Militärregierung. Großes Kino, naiv und flamboyant: Das Schicksal, glaubst du daran? Weiß nicht ... als ich klein war, glaubte ich an die Liebe. Große Oper, mit Zeitreiseeffekt: We'll meet again, don't know why, don't know when. Fritz Göttler

Big Game

Samuel L. Jackson als US-Präsident in einem finnischen Actionfilm, gedreht in Oberbayern. Die Air Force One wird von einer merkwürdigen Verschwörungsallianz aus Regierungsmitarbeitern, CIA und arabischen Terroristen abgeschossen. Präsident Jackson schlägt sich mit einem nervigen Jäger-Jungen durch die Wildnis und durch Terroristenhorden. Es fallen Sätze wie: "Mein Wald, meine Regeln". Austauschbarer Actionmurks von Jalmari Helander mit einem sehr merkwürdigen Männerbild. Nicolas Freund

City of McFarland

Jeder hat Stärken, es fragt sich nur welche: Ein abgehalfterter Coach (Kevin Costner) landet in einer der ärmsten Gemeinden der USA - und macht aus ein paar Erntehelfer-Kindern erfolgreiche Läufer. Niki Caro hat dieses hinreißende Sport-Feelgoodmovie nach einer wahren Begebenheit inszeniert. Susan Vahabzadeh

Die ausführliche Filmkritik zum neuen Costner-Film lesen Sie hier.

Die Lügen der Sieger

Ein deutsches Nachrichtenmagazin. Ein Hauptstadt-Enthüllungsreporter mit Spielschulden und Hang zu Praktikantinnen. Eine Schweinerei mit mehreren Toten, vertuscht von der Bundeswehr und/oder irgendwelchen Giftmüllfirmen. Christoph Hochhäusler verpasst dem klassisch-kritischen Reporterfilm ein Update mit NSA-Paranoia und Lobbyismus-Twist - leider getrübt durch ein paar absolut vermeidbare handwerkliche Schludrigkeiten. Tobias Kniebe

Sehen Sie hier "Die Lügen der Sieger" in der Videokolumne "Zoom".

Trash

Ein Huck-Finn-Abenteuer in Rio, drei Kids finden auf ihrem Arbeitsplatz, einer riesigen Müllkippe, eine Brieftasche mit hochbrisantem Material. Es geht um Korruption, Polizeigewalt von ganz oben, Rebellion von unten. Die Kids sind mit Spaß bei der Sache, von Regisseur Stephen Daldry in monatelangem Training präpariert: Könnte sein, sagt er, die waren davor noch überhaupt nie im Kino ... Die erste Hälfte zieht Daldry richtig brutal auf, dann schwenkt er doch wieder ins wirbelig Märchenhafte ab. Martin Sheen hat als Priester aus Amerika Probleme nicht nur mit seiner social work, sondern auch mit dem Trinken. Fritz Göttler

Was heißt hier Ende?

Er war der Robert Redford der Filmkritik, Lässigkeit und Präzision, Perlentaucher magischer Kinomomente. Die professionelle Meisterschaft des vor vier Jahren verstorbenen Filmkritikers Michael Althen wird noch überstrahlt von seinem Genie der Freundschaft. Zauber und Inspiration seines Wirkens spiegelt Dominik Grafs Filmessay in bewegenden Zeugnissen derer, die Althen nahe waren: Kollegen, Filmemacher, Familie. Rainer Gansera

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