Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Männer zwischen Loriot und Doktor Sommer

Wie steht es um den Mann von heute? Das Kino gibt in dieser Woche sehr unterschiedliche Antworten - und zeigt betuliche Partnersuchen und gescriptete Paartherapien. Aber auch einen Migranten, der nun wirklich ganz andere Sorgen hat.

den SZ-Kritikern

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:96 Hours - Taken 2

Themendienst Kino: 96 Hours - Taken 2

Quelle: dapd

Rezensionen zu ausgewählten Kinostarts vom 11. Oktober - von den SZ-Kritikern.

96 Hours - Taken 2

Der neueste Action-Film aus dem Hause Luc Besson geht über alle Fragen der Glaubwürdigkeit mit entschiedenem Desinteresse hinweg. Wie im ersten Teil kriegt es Ex-Agent Mills (Liam Neeson) mit fiesen albanischen Mädchenhändlern zu tun. Ein etwas holpriger Film, der mit ein bisschen Selbstironie ein Meilenstein der Slapstick-Action-Komödie hätte werden können. So wie die Dinge liegen, muss man den Humor leider selbst mitbringen.

Susan Vahabzadeh

Im Bild: Liam Neeson als Bryan und Famke Janssen als Lenore

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Beziehungsweisen

Beziehungsweisen

Quelle: Arsenal Berlin

Beziehungsweisen

Calle Overwegs Film spielt in einem Studio, in dem die Kameras nicht versteckt werden. In einem angedeuteten Theater-Dekor spielen Schauspieler Alltagsszenen und Sitzungen bei Paartherapeuten nach. Die Entkleidung von jeder Illusion bedient hier jedoch leider nur den Voyeurismus einer Doku-Soap. Was offen und improvisiert wirkt, ist doch nichts als gescriptete Fernsehrealität, in der die Figuren auf die ewigen pathologischen Fälle des Geschlechterwesens reduziert werden.

Philipp Stadelmaier

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa

Kinostarts - 'Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa'

Quelle: dpa

Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa

Ein Roadmovie, das 1826 von der afrikanischen Wüste über Mittelmeer und Alpen bis nach Paris führt: Auf wundersame Weise verbinden Rémi Bezançon und Jean-Christophe Lie die Realität von Kolonialisierung und Sklavenhandel mit den Märchen aus 1001 Nacht und setzen die große Tradition französischer Animationsfilme wie "Das Rennen von Belleville" oder "Kiriku und die Zauberin" fort.

Anke Sterneborg

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Die Wand

Themendienst Kino: Die Wand

Quelle: dapd

Die Wand

Eine Vision der Apokalypse von 1963, erdacht von der Österreicherin Marlen Haushofer, ganz leise, sauber und gespenstisch, ohne Chaos und Verwüstung. Aus dem idyllischen Wochenende mit Freunden in der Berghütte wird ein einsamer, existenzieller Überlebenstrip, aus der eleganten Städterin eine zähe Bäuerin. Unter der behutsamen Regie von Julian Roman Pölsler macht Martina Gedeck den Wandel zur minutiösen tour de force.

Anke Sterneborg

Im Bild: Martina Gedeck als "Die Frau" mit Hund "Luchs"

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Ein griechischer Sommer

Kinostarts - 'Ein griechischer Sommer'

Quelle: dpa

Ein griechischer Sommer

Griechenland bleibt drin, produktionstechnisch gesehen. Eine behutsame Sommerinselidylle in Mittelmeer-Blauweiß, vom Franzosen Eric Boisset geschrieben, mit französsichem team gedreht, Regie Olivier Horlait. Mit Emir Kusturica, geboren in Sarajewo, als brummeligem Fischer. Nach der Hauptfigur ist der Film im Original benannt, Nikostratos, der Pelikan.

Fritz Göttler

Im Bild: Emir Kusturica als Demosthenes

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Für Elise

Kinostarts - 'Für Elise'

Quelle: dpa

Für Elise

Der Vater ist tot, die Mutter will sich jung fühlen und trinkt bis zum Umfallen, die 15-jährige Tochter bekommt alle Verantwortung zugeschoben, hält allein die bürgerliche Fassade aufrecht. Wolfgang Dinslages Debüt-Drama arbeitet sich couragiert hinein in den Zusammenbruch einer familiären Beziehung, deren Schrecken man am Mienenspiel der jungen Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer mitfühlen kann.

Doris Kuhn

Im Bild, von links nach rechts: Christina Grosse als Betty, Jasna Fritzi Bauer als Elise und Hendrik Duryn als Ludwig

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Mann tut was Mann kann

Kinostarts - 'Mann tut was Mann kann'

Quelle: dpa

Mann tut was Mann kann

In Marc Rothemunds Komödie mit Wotan Wilke Möhring über eine Gruppe Männer auf der Suche nach der Richtigen sind die Dialoge recht seicht und betulich, irgendwo zwischen Loriot und Doktor Sommer: die ewige, pedantische und stets einfühlsame Lektion über Liebe, Sex und Geschlechterkampf. Wirklich Appetit macht hier allein der exzellente französische Rotwein, den sich Jan Josef Liefers ununterbrochen reinkippt.

Philipp Stadelmaier

Im Bild: Paul (Wotan Wilke Möhring, vorn), Biggi (Miranda Leonhardt) und Rodriguez (Manuel Cortez, stehend in der Mitte)

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Nairobi Half Life

Nairobi Half Life

Quelle: One Fine Day Films

Nairobi Half Life

Der von Tom Tykwer und Marie Steinmann produzierte Film des jungen Kenianers Tosh Gitonga erzählt vom jungen Mwas, der nach Nairobi kommt um dort Schauspieler zu werden; um zu überleben, schließt er sich alsbald einer Bande an. Die Herausbildung eines politischen Bewusstseins, zwischen Lebenstraum und sozialer Wirklichkeit. Die souverän-ökonomische Inszenierung evoziert ein Modell für eine kenianische Filmindustrie.

Philipp Stadelmaier

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Savages

Themendienst Kino: Savages

Quelle: dapd

Savages

Der Autor Don Winslow definiert gerade die Spannung neu, indem er sie sprachlich aufs Äußerste verknappt. Verfilmt man das, hat man einen ordentlich brutalen Thriller aus dem amerikanisch-mexikanischen Drogenkrieg - aber mehr auch nicht. Dass die Helden Drogendealer sind, die lustvoll ihren Stoff konsumieren und zu dritt ins Bett gehen, muss Oliver Stone den Kino-Kleingeistern hier erst mühsam erklären.

Tobias Kniebe

Im Bild: Benicio Del Toro als Lado (im Hintergrund) und Salma Hayek als Elena

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Sparkle

Kinostarts - 'Sparkle'

Quelle: dpa

Sparkle

Drei Schwestern in Detroit, sie wollen Karriere machen als Sängerinnen, Ende der Sechziger. Von Salim Akil luxuriös, aber streng inszeniert. Es geht ums Singen und Schreiben, Protektion und Ausbruch, Treue und Verrat. Whitney Houstons letzte Filmrolle, als die strengreligiöse, überprotektive Mutter.

Fritz Göttler

Im Bild, von links nach rechts: Delores (Tika Sumpter), Sister (Carmen Ejogo) und Sparkle (Jordin Sparks)

© SZ vom 11.10.2012/ihe
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