Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Ironie und Folklore

"Der große Kanton" ist wunderbar schräg, "Schmetterlingsjäger" ist mehr Essay als Kinofilm und die Figuren in "Hugo Koblet" erinnern ans Heimatmuseum. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

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(Foto: Vega Film)

"Der große Kanton" ist wunderbar schräg, "Schmetterlingsjäger" ist mehr Essay als Kinofilm und die Figuren in "Hugo Koblet" erinnern ans Heimatmuseum. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht. Die Filmstarts vom 17. Juli auf einen Blick - bewertet von den SZ-Kritikern. Der große Kanton Ein herrlich schrulliger Ritt durch die Problematik des deutsch-schweizerischen Zusammenlebens. Unter anderem mit Frank-Walter Steinmeier und Joschka Fischer diskutiert Viktor Giacobbo einen möglichen Beitritt des "großen Kantons" Deutschland zur Schweiz - als Lösung des vermeintlichen Nachbarschaftskonflikts. Die Ironie funktioniert. Benjamin Schaper Im Bild: Filippo Lombardi (links) und Viktor Giacobbo

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(Foto: dpa)

Hugo Koblet In Daniel von Aarburgs Dokudrama über Aufstieg und Fall der Schweizer Radsportlegende Hugo Koblet bleiben die Spielszenen (Manuel Löwensberg als Koblet) reine Illustrationen von Archivmaterial und Zeitzeugeninterviews: also redundant und überflüssig. Einzige ästhetische Zutat: Die pomadige, sorgsam aufgeschmierte Folklore der Fünfziger-Sechziger, die eine spannende Figur im Heimatmuseum verstauben lässt. Philipp Stadelmaier Im Bild: Sarah Bühlmann als Sonja Bühl und Manuel Löwensberg als Hugo Koblet

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(Foto: drop-out cinema)

The King of Pigs Schon in der Schulzeit gebiert die südkoreanische Leistungs- und Klassengesellschaft Monstren. Der Versuch, sich gegen die älteren und reicheren Schulrabauken zu wehren, vergiftet das ganze Leben von zwei jungen Männern, die ihre traumatischen Erlebnisse fünfzehn Jahre später nostalgiefrei rekapitulieren. Zwischen plakativer Groteske, beklemmendem Realismus und atmosphärischem Film Noir liefert Sang-ho Yeon mit seiner Animation eine erschütternde Analyse seiner Heimat, die von persönlichen Erlebnissen ebenso inspiriert ist wie von klassischen Jugendgewaltgeschichten von Orwell und Golding. Anke Sterneborg

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(Foto: Harald Bergmann Filmproduktion / NFP marketing & distribution)

Schmetterlingsjäger Harte Zeiten für Doppelgenießer - die Leser/Gucker. Zu Miyazakis neuem Film müsste man den Zauberberg sich nochmal vornehmen, für "Der Schmetterlingsjäger - 37 Karteikarten zu Nabokov" von Harald Bergmann sollte man an "Ada" (wieder) ran. Keine Verfilmung, sondern ein filmischer Essay, ob das möglich ist, Nabokov und sein Werk auf die Leinwand zu bringen, zwischen der Jugend in Russland und dem Alter in der Schweiz. Der Meister, davon gibt ein herrliches Buch von Alfred Appel Jr. Kunde, war dem Kino durchaus nicht abgeneigt. Eine Frage des Verlangens. Fritz Göttler

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(Foto: dpa)

Transformers: Ära des Untergangs In Teil vier der Spielzeugfigurenverfilmung spielt Mark Wahlberg einen braven texanischen Papa, der durch Zufall in die Schlacht der Transformers um die Erde gerät. Was Michael Bay aber nicht so wichtig ist, wie die Beine seiner neunzehnjährigen Hauptdarstellerin und der möglichst chaotische Einsatz seiner Digitaleffekte - ein Film als würde einem jemand drei Stunden am Stück ins Gesicht brüllen. David Steinitz Im Bild: Mark Wahlberg als Cade Yeager

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(Foto: dpa)

Wie der Wind sich hebt Anime-Meister Hayao Miyazaki erzählt das Leben des Flugzeugingenieurs Jiro Horikoshi nach, der im Zweiten Weltkrieg für Japan das Zero-Flugzeug entwarf. Mit atemberaubenden Traumsequenzen, ein grausam schöner Film über einen unpolitischen Menschen, der selbst alles andere als unpolitisch ist. Martina Knoben

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(Foto: dpa)

Wir sind die Neuen Es herrscht Krieg. Jung kämpft gegen Alt, oben gegen unten. Unten - wohnen die Neuen, Gisela Schneeberger, Heiner Lauterbach und Michael Wittenborn, die ihre alte Wohngemeinschaft wieder aufleben lassen. Oben wohnt die Jung-Studenten-WG. Ralf Westhoff schmeißt sich mit seiner Komödie einem immer älter werdenden Publikum an den Hals - und punktet mit tollen Dialogen und Darstellern. Martina Knoben Im Bild: Heiner Lauterbach als Eddi (links), Michael Wittenborn als Johannes (Mitte) und Gisela Schneeberger als Anne

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