Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Irgendwie anders

Das Animationsabenteuer "Flöckchen" um einen weißen Gorilla ist ein großer Spaß. In "Cuban Fury" schwingt ein kleiner dicker Mann das Tanzbein und "Still" zeigt einen Almsommer mal ganz ohne Kitsch. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

9 Bilder

"About Last Night", in deutschen Kinos ab 19. Juni 2014

Quelle: 2014 Sony Pictures

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Das Animationsabenteuer "Flöckchen" um einen weißen Gorilla ist ein großer Spaß. In "Cuban Fury" schwingt ein kleiner dicker Mann das Tanzbein und "Still" zeigt einen Almsommer mal ganz ohne Kitsch. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht. Die Filmstarts vom 19. Juni auf einen Blick - bewertet von den SZ-Kritikern.

"About Last Night"

Wilde Paarungsexperimente unter dem wohligen Schutzmantel der Komödie. Steve Pink, der einst "High Fidelity" fürs Kino umschrieb und seit ein paar Jahren auch als Regisseur im amerikanischen Comedy-Business mitmischt, erforscht die Liebesleiden romantikresistenter Großstädter. Ergebnis: Die Möglichkeit der großen Liebe ist recht stark von der Qualität des Wingman abhängig, mit dem man durch die Clubs tourt.

David Steinitz

Im Bild: Michael Ealy als Danny und Joy Bryant als Debbie

Nick Frost in "Cuban Fury"

Quelle: StudioCanal Deutschland

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"Cuban Fury"

Kleiner dicker Mann (liebenswert: Nick Frost), einst ein Salsa-Champion, nun Prototyp des verklemmten Büroangestellten, schlüpft wieder in seine Krokodilleder-Stiefel, um die alte Leidenschaft neu zu entfachen und seiner Herzdame zu imponieren. Regisseur James Griffiths bemüht sich im TV-Comedy-Stil um schrille Gags und vernachlässigt das für eine Tanz-Romanze Entscheidende: feurig inspirierte Tanznummern.

Rainer Gansera

Im Bild: Nick Frost als Bruce mit Tänzerin.

"Flöckchen", in deutschen Kinos ab 19. Juni 2014

Quelle: Polyband / Rekord-Film

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"Flöckchen"

Flöckchen ist ein kleiner weißer Gorilla, der lieber schwarz sein möchte. Ailur ein kleiner Roter Panda, der lieber ein Panther wäre. In Andrés G. Schaers liebevoll inszeniertem Kinder-Animationsfilm geht es ums anders sein, dabei zuzusehen, ist ein großer Spaß. Ein Bösewicht trachtet in 101-Dalmatiner-Manier nach Flöckchens Herz, und zwei Kinder kommen ihm in die Quere. Flöckchen gab es übrigens wirklich: Bis ins Jahr 2003 lebte ein Albino-Gorilla im Zoo von Barcelona.

Anna Mayrhauser

"Lupu", in deutschen Kinos ab 19. Juni 2014

Quelle: NFP

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"Lupu"

Bogdan Mustatas Seelenporträt eines schüchternen, aphasischen jungen Mannes (Mihai Vasilescu), fast ausschließlich in den Innenräumen seines Wohnhauses spielend. Eine wiederholte Tierjagdszene im Fernsehen stellt ein doppeltes Trauma vor: den Tod von Lupus' Vater, die scheiternde erotische Annäherung an eine junge Frau. Was etwas beengend ist. Spielerischer sind die Klingelstreiche an den anderen Wohnungen, deren jede Seele viele hat.

Philipp Stadelmaier

Kinostart - 'No Turning Back'

Quelle: dpa

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"No Turning Back"

Nach all den Männern der Filmgeschichte, die vor irgendetwas davonfahren, ist Ivan Locke (sensationell gespielt von Tom Hardy) endlich einmal in die Gegenrichtung unterwegs. Er steht zu einem Fehler, den er begangen hat, und wird dafür sein Glück, seinen Job und seine Existenz aufs Spiel setzen. Regisseur Steven Knight ist ähnlich entschlossen - er zeigt nur diesen Mann in seinem Auto. Andere Menschen kommen vor, aber nur als Stimmen am Telefon. Schicksalhaft spannend, fast wie ein antikes Drama.

Tobias Kniebe

Die ausführliche SZ-Kinorezension lesen Sie hier.

Im Bild: Tom Hardy als Ivan Locke

Still (Film von Matti Bauer)

Quelle: SZ

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"Still"

Ein Almsommer in Schwarz-Weiß, bäuerliches Leben, wie es immer schon war . . . Oder etwa doch nicht? Matti Bauer porträtiert in seinem Dokumentarfilm die selbstbewusste Almerin und Bauerstocher Uschi. In schönen, ruhigen, kitschfernen Schwarz-Weiß-Bildern entwirft er ein Zeit- und Menschenbild zwischen Tradition und Moderne, das von fern an August Sanders Porträts erinnert.

Martina Knoben

Kinostart - 'Die unerschütterliche Liebe der Suzanne'

Quelle: dpa

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"Die unerschütterliche Liebe der Suzanne"

Wenn man jung ist, glaubt man, das Leben sei unendlich lang. Suzanne (Sara Forrestier) baut schon als Teenager dauernd Mist - wird schwanger, verliebt sich in den falschen Typen und will nicht einsehen, dass es nicht der richtige ist, landet im Knast, überfordert ihre Schwester und ihren Vater, bis das Kind schließlich in einer Pflegefamilie landet. Katell Quilleveres Film ist das Gegenteil von Sozialkitsch, er schaut ihr dabei zu, wie sie enthusiastisch von einem Desaster zum nächsten stolpert, ganz zurückgenommen, ohne je Partei zu ergreifen - und am Ende hat man gesehen, wie sie ihr halbes Leben verpasst hat.

Susan Vahabzadeh

Im Bild: Sara Forestier als Suzanne und Paul Hamy als Julien

Kinostart - 'Wolf Creek 2'

Quelle: dpa

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"Wolf Creek 2"

In "Wolf Creek" hat Greg McLean uns 2005 klargemacht, dass der australische Outback fürwahr das finsterste Herz der Finsternis ist, in "Wolf Creek 2" ist seinem bösen Helden Mick Taylor - Schweinezüchter, Schlächter, Möchtegern-Borgnine, verkörpert von John Jarratt - der Erfolg bei der Terrorisierung unschuldiger Tramper merklich zu Kopf gestiegen. Er will nun die ganz große Nummer, schreckt vor Autojagdklamauk nicht zurück, hat aber mit seinem gehetzten jungen Kandidaten ein schauriges Finale als Aussie-Jauch.

Fritz Göttler

Im Bild: John Jarratt (rechts) als Mike Taylor mit einem seiner Opfer

Kinostart - 'Zoran - Mein Neffe der Idiot'

Quelle: dpa

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"Zoran - Mein Neffe der Idiot"

Mit reichlich friaulisch-slowenischem Lokalkolorit garniert Regiedebütant Matteo Oleotto die Odd-Couple-Story vom superschüchternen Sechzehnjährigen, der seinen Onkel (Giuseppe Battiston), einen versoffenen Misanthropen, in ein sozialverträgliches Wesen verwandeln soll. Hübsch ausgedacht, halbherzig realisiert. Zur einen Hälfte irrwitzige Farce und surrealistische Fabel, zur anderen plump improvisiertes Bauerntheater.

Rainer Gansera

© SZ.de/ihe
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