Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:In jeder Fälschung steckt etwas Echtes

"Das beste Angebot" - der Filmtitel beinhaltet bereits die wichtigste Empfehlung. Immerhin präsentiert der Thriller einen brillanten Geoffrey Rush, der sich zwischen Original und Fälschung hin- und herreißen lässt. Diane Kruger und Danny Boon verplempern dagegen ihr Können in einer Komödie, an der alles falsch ist.

Von den SZ-Kritikern.

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"The Best Offer - Das höchste Gebot"

1 / 10
(Foto: dpa)

Die Filmstarts vom 21. März auf einen Blick - bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme. "The Best Offer - Das höchste Gebot" Musik: Ennio Morricone. Story: der alternde Kunstexperte und die mysteriöse Schöne mit Agoraphobie. Cast: Geoffrey Rush in einer Glanzrolle als exzentrischer Eigenbrötler. Regie: Giuseppe Tornatore ("Cinema Paradiso"), der ein hübsches Labyrinth aus Luxus, Neurose und Thriller-Intrige entwirft und sich bisweilen darin verläuft. Botschaft: Nicht nur in der Kunst sollte man zwischen Original und Fälschung unterscheiden können. Rainer Gansera Im Bild: Geoffrey Rush als Kunstauktionator Virgil Oldman in "Das beste Angebot".

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Die Croods"

2 / 10
(Foto: dpa)

Pubertät in der Steinzeit. Das prähistorische Teenie-Girl Eep hält es in der Höhle nicht mehr aus, will auch kein Urvieh mehr mit Papa jagen, verknallt sich stattdessen in den ersten Feuermacher der Menschheitsgeschichte - ein richtiger Pyro-Hipster. Kirk De Micco und Chris Sanders feiern in ihrer bunten Animationssause die Erotik der Exotik und erzählen die Evolution als striktes Family Business. David Steinitz Die ausführliche SZ-Rezension lesen Sie hier.

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Kon-Tiki"

3 / 10
(Foto: dpa)

1947 ließ sich der Wissenschaftler Thor Heyerdahl auf einem Floß von Peru nach Polynesien treiben, 101 Tage Abenteuer auf engem Raum im weiten Meer. Die Regisseure Joachim Ronning und Espen Sandberg halten sich mit "Kon-Tiki" an die wahre Geschichte der Floßfahrt, versehen sie aber spielfilmgemäß mit etwas Glanz und viel Spektakel. Doris Kuhn Die Video-Rezension "Zoom - die Kinopremiere" sehen Sie hier. Im Bild: Agnes Kittelsen als Liv und Pal Sverre Hagen als Thor

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Ein Mordsteam"

4 / 10
(Foto: dpa)

Im Kielwasser der französischen Erfolgskomödie Ziemlich beste Freunde wird ein neuer Film mit dem Komiker Omar Sy angespült. Unter der Regie von David Charhon folgt er den Spuren von Eddie Murphy und überträgt den Clash der Kulturen vom Los Angeles der 80er Jahre aufs Paris von heute, wo sich ein rauer schwarzer Banlieue-Bulle mit einem arroganten weißen Mordkommissar zusammenraufen muss. Immer wenn die Sache zu kippen droht, kriegt der Film doch noch die Kurve von der albernen Klamotte zur charmanten Buddy-Komödie. Anke Sterneborg Im Bild: Omar Sy als Ousmane Diakhate und Laurent Lafitte als Francois Monge

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Der Nächste, bitte!"

5 / 10
(Foto: dpa)

Da erste Ehen in ihrer Familie nie funktionieren, klettet sich Diane Kruger an den dahergelaufenen Reiseführer Dany Boon, zwingt ihn zur Heirat, dann zur Scheidung. Die erste Ehe besteht in Boons treudoofem Ertragen ihrer aufdringlichen Demütigungen. Die zweite Ehe wird inmitten von widerlichen Klischees aus einem Reisekatalog beschlossen. An Pasacal Chaumeils Komödie ist alles falsch, sogar die Komödie. Philipp Stadelmaier Im Bild: Diane Kruger als Isabelle und Dany Boon als Jean-Yves

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Ostwind"

6 / 10
(Foto: N/A)

Wildes Mädchen trifft wilden Hengst und entpuppt sich als Pferdeflüsterin. Schon galoppieren beide, sattelfrei und mit wehenden Mähnen, gen Sonnenuntergang. Regisseurin Katja von Garnier verhäkelt jede Menge Pferdesaga-Klischees, aber ihr gelingt auch, da sie eine genaues Gespür für die Teenager-Widerspenstigkeit ihrer Heldin hat, eine packende Choreographie der Annäherung, bei der sich Mädchen und Pferd gegenseitig zähmen. Rainer Gansera

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Paradies: Glaube"

7 / 10
(Foto: dpa)

Das Mittelstück von Ulrich Seidls Trilogie, eine Frau (Maria Hofstätter) führt einen Glaubenskrieg gegen sich selbst, mit Selbstflagellation und allen Schikanen: Nur vom Christlichsein versteht sie nichts. Grandios gefilmt,  kontrovers  - aber um blasphemisch zu sein, müsste ´Glaube´erst einmal vom Glauben handeln. Susan Vahabzadeh Die ausführliche SZ-Kinorezension lesen Sie hier. Im Bild: Maria Hofstätter als Anna Maria (links) mit ihrer Gebetsgruppe

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Spring Breakers"

8 / 10
(Foto: dpa)

Die Sonne strahlt, Alkohol spritzt glitzernd durch die candyfarbene Luft, und als der Bass endlich wieder einsetzt, wippen in Zeitlupe tausend Neonbikinis im Takt: willkommen bei "Spring Breakers". Was auf den ersten Blick nach "So feiert Deutschlands Jugend" auf RTL 2 aussieht, ist in Wirklichkeit der unwahrscheinlichste Film des Jahres: Der Independent-Held Harmony Korine hat nicht nur Hollywood-Wunderkind James Franco sondern auch die saubere Disneyfee Selena Gomez zu einem dreckigen Film verführt. Was bleibt, wenn die Kultur endlich jede Tiefe verloren hat? Eine wunderschön glitzernde Oberfläche. Toll. Jan Füchtjohann Die ausführliche SZ-Kinorezension lesen Sie hier.

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Unter Menschen"

9 / 10
(Foto: dpa)

Die Dokumentarfilmer Christian Rost und Claus Strigel begleiten ein Resozialisierungsprogramm für Affen, die als Versuchstiere der Pharmaforschung schwer traumatisiert wurden. Eine Geschichte von Schuld und Sühne, gegenüber Schimpansen. Martina Knoben Im Bild: Renate Foidl mit dem Schimpansen Johannes

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Gegenwart"

10 / 10
(Foto: Thomas Heise)

Thomas Heise filmt das ewige Goldene Zeitalter in einem Krematorium: Die Särge stapeln sich in die Höhe, die Aschemühlen laufen heiß. Auf dem Arm des Technikers: Life is a bitch. "Bitches" sind auch die Leichen, mit Pampers und Schläuchen im Bauch: einmal Asche, kann man hier nicht mehr oft genug putzen. Um diese unbesiegbare, lustige "Gegenwart" der Toten zu filmen muss man ein genialer Surrealist war, wie Buñuel einer war und Heise einer ist. Philipp Stadelmaier

© SZ vom 21.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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