Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Gute Musik, bescheidene Mimik

Die Tragikomödie "Ich fühl mich Disco" ist zärtlich und komisch, Schauspiel-Novize David Garrett bietet als der "Teufelsgeiger" musikalisch jedoch deutlich mehr. Das Star-Ensemble in "Die Nonne" vergibt die Chancen des historischen Stoffs. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Thor 2 - Dark Kingdom

Thor 2 Dark Kingdom

Quelle: Walt Disney

Die Tragikomödie "Ich fühl mich Disco" kommt mit einem Schuss Horror vom Schlagersänger, da bietet Schauspiel-Novize David Garrett als der "Teufelsgeiger" musikalisch schon deutlich mehr. Trotzdem ist sein Paganini eine Fehlinterpretation. Allerdings vergibt auch das Star-Ensemble in die "Die Nonne" die Chancen des historischen Stoffs. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Thor 2 - Dark Kingdom

Hammer-Held Thor ist im Superhelden-Universum eine angenehme Ausnahme, da er im Gegensatz zu seinen aktuellen Kino-Kollegen weder manisch noch depressiv noch neurotisch ist. Im zweiten Teil verwurstelt sich Alan Taylor zunächst zwar etwas in "Herr der Ringe"-Romantik, entscheidet sich aber schließlich dazu, dem Superheldengenre einen neuen Touch zu geben und überführt Thor gutgelaunt dem Slapstick.

Neu im Kino: "Inside Wikileaks", "Thor 2", "Der Teufelsgeiger", kurz vorgestellt per Video.

Im Bild Chris Hemsworth und Anthony Hopkins

David Steinitz

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Vive La France

Vive La France

Quelle: Polyband Medien

Vive La France

Schmerzfreies Herumalbern ist auf obsessive Terror-Phobie nicht die schlechteste Antwort. Sänger und Regisseur Michael Youn spielt die eine Hälfte eines Halbrüderpaars aus dem misogynen Taboulistan, das keiner kennt - die beiden sollen nach Paris, um ihre Heimat endlich ins Bewusstsein der Welt zu bomben und landen erst mal auf Korsika. Der Rest ihrer Reise ist eine Weile niedlich bekloppt, merkt aber nicht, wann Schluss mit lustig ist.

Im Bild José Garcia und Michaël Youn

Susan Vahabzadeh

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Der Teufelsgeiger

Der Teufelsgeiger

Quelle: Universum Film

Der Teufelsgeiger

"Er kann ein ganzes Concerto nur auf der G-Saite spielen", flüstert Veronica Ferres alias Lady Wells als schwärme sie von einem Sex-Mysterium. Paganini: Geiger und Genie, Virtuose und Verführer. Stargeiger David Garrett beherrscht das Violinenspiel prächtig, die Schauspielkunst weniger. Unter der Regie von Bernard Rose verwandelt er den geheimnisumwitterten Fiedel-Maestro in einen Superhelden der Genie-Pose.

Neu im Kino: "Inside Wikileaks", "Thor 2", "Der Teufelsgeiger", kurz vorgestellt per Video

Im Bild David Garett als Niccolò Paganini

Rainer Gansera

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Tanja - Life in Movement

Tanja - Life in Movement

Quelle: Karin Kaper Film

Tanja - Life in Movement

Ein Porträt der Tänzerin und Choreografin Tanja Liedtke, die 29-jährig bei einem Unfall starb. Ihr Erbe lebt in den Körpern ihrer Mitstreiter weiter - ihre Compagnie führt ihre Werke posthum auf. Mitreißende Tanzaufnahmen.

Martina Knoben

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:The Human Scale

The Human Scale

Quelle: NFP

The Human Scale

Heute lebt die Hälfte der Weltbevölkerung in den Städten, schon 2050 werden sie doppelt so viele Menschen fassen müssen. Aber wie sollen die Mega- und Gigastädte der Zukunft aussehen? Nach Hochhaus, Autobahn und Tiefgarage? Der Dokumentarfilm "The Human Scale" zeigt eine Alternative: Die Arbeit, die der dänische Stadtentwicklungspionier Jan Gehl zuerst in Kopenhagen und dann auf der ganzen Welt geleistet hat. Ein fantastisches Plädoyer für Orte zum Spielen, Spazieren, Leben.

Jan Füchtjohann

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:King Ping - Tippen, Tappen, Tödchen

King Ping

Quelle: Claudia Scheer van Erp

King Ping - Tippen, Tappen, Tödchen

Zwischen Krimi und schwarzer Komödie tappt ein Pinguinpfleger (und Ex-Polizist) aus Wuppertal durch ein haarsträubendes, per Crowdfunding verfilmtes Drehbuch. Ein sepiagetönter Trashfilm mit schrägem Humor und teils fragwürdigen Darstellerleistungen. Da hilft auch kein Christoph Maria Herbst.

Im Bild Hans Martin Stier und Sierk Radzei

Sebastian Lauterbach

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Out in Ost-Berlin

Out in Ost-Berlin

Quelle: déjà vu Filmverleih

Out in Ost-Berlin

Fernsehformatierte, aber informative Zeitzeugendoku von Jochen Hick und Andreas Strohfeldt über Leben und Organisation von Lesben und Schwulen in der DDR. Diskriminierung und Überwachung, aber auch pittoreske Mikrokosmen prägen ein Erfahrungsspektrum, das ebenso bunt ist wie der untermalende Musikmix (von Debussy bis Elektro): Im Subkultur-Striptease wird die Ostalgie-Hülle ebenso aufgehoben wie abgestreift.

Philipp Stadelmaier

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Der blaue Tiger

Der blaue Tiger

Quelle: Farbfilm Verleih

Der blaue Tiger

Der tschechische Kinderfilm macht, was er gerne macht: er jubelt der Realität ein bisschen Zauberei unter und sucht das Abenteuer im Alltag. Bei Regisseur Petr Oukropec stromert ein blauer Tiger durch die Stadt, sein Versteck ist der botanische Garten. Gut für die Kinder, die dort wohnen, denn der Tiger entpuppt sich als Wunderwaffe gegen den geplanten Abriss der Gewächshäuser.

Doris Kuhn

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Ich fühl mich Disco

Kinostarts - 'Ich fühl mich Disco'

Quelle: dpa

Ich fühl mich Disco

Trauerarbeit, zelebriert von Axel Ranisch, der sich als ein Kind von Rosa von Praunheim versteht. Ein einsamer Junge, Typus dickes Kind, offensichtlich schwul, verliert die Mutter, versucht sich zum verständnislosen Vater durchzuschlagen, der dann doch nicht so stumpfsinnig ist wie er wirkt - er bringt Turmspringern die feinsten Pirouetten bei. Zärtlich und komisch, mit einem Schuss Horror vom Schlagersänger Christian Steiffen!

Fritz Göttler

Im Bild Frithjof Gawenda als Florian Herbst und Christina Grosse als Monika Herbst.

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Die Nonne

Die Nonne Kinofilm

Quelle: SZ

Die Nonne

Denis Diderots Skandalroman als braver Kostümfilm: Guillaume Nicloux vergibt (fast) alle Chancen des Stoffes, trotz der hervorragenden Besetzung mit Isabelle Huppert, Martina Gedeck, Louise Bourgoin und der großartigen Newcomerin Pauline Etienne. Sie spielt die 16-jährige Suzanne, die als Nonne an drei Oberinnen verzweifelt: Die erste quält sie mit Güte, die zweite mit Grausamkeit, die dritte mit ihrer Begierde.

Im Bild Pauline Etienne als Suzanne Simonin

Martina Knoben

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Alphabet

Film "Alphabet"

Quelle: Pandora Film

Alphabet Der Dokumentarfilm zur Bildungsdebatte: Erwin Wagenhofer beleuchtet Pisa-Wahn, globalen Konkurrenzdruck und diverse pädagogische Konzepte - sein Film ist aber selbst so manipulativ und belehrend wie die Pädagogik, die er eigentlich ablehnt. Doku-Frontalunterricht.

Martina Knoben

Im Bild Pablo Pineda

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Inside Wikileaks - Die fünfte Macht

Kinostarts - 'Inside WikiLeaks - Die fünfte Gewalt'

Quelle: dpa

Inside Wikileaks - Die fünfte Macht

Der Aufstieg einer Hackergruppe zum weltpolitischen Störfaktor und ihr anschließender Fall zur historischen Fußnote. Im Kern liegt für Regisseur Bill Condon ein Melodram: das Zerwürfnis zwischen Julian Assange und Daniel Domscheit-Berg. Kein großer Film, aber auch kein böswilliger Angriff auf Assange.

Neu im Kino: "Inside Wikileaks", "Thor 2", "Der Teufelsgeiger", kurz vorgestellt per Video.

Ein ausführliche Rezension des Films lesen Sie hier.

Im Bild Benedict Cumberbatch als Julian Assange, Carice van Houten als Birgitta Jonsdottir, Daniel Brühl als Daniel Domscheit-Berg und Moritz Bleibtreu als der Hacker "Der Architekt".

Andrian Kreye

© SZ.de/ahem/pak
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