Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht

In "Erschütternde Wahrheit" spielt Will Smith überzeugend gegen sich selbst und in "Trash Detective" entpuppt sich ein harmloses Dorf als Sündenpfuhl.

Von den SZ-Kinokritikern

1 / 9

The Boy

The Boy

Quelle: © Metropolitan FilmExport/Filmstarts.de

Ganz leichter Job, denkt sich die amerikanische Babysitterin (Lauren Cohen) als ihr klar wird, dass der achtjährige Brahms, den sie im englischen Herrenhaus betreuen soll, nur eine lebensgroße Porzellanpuppe ist. Natürlich weitgefehlt, denn Puppe und Haus entwickeln bald ein Eigenleben. William Brent Bell tariert dieses Szenario mit überdurchschnittlichem Personal zunächst ziemlich raffiniert zwischen Schauergeschichte und Psychothrill aus, nur um sich am Ende doch noch in den eigenen Fäden zu verheddern.

Anke Sterneborg

2 / 9

Colonia Dignidad

Kinostart - 'Colonia Dignidad - Es gibt kein Zurück'

Quelle: dpa

Chile 1973. Emma Watson und Daniel Brühl als Liebespaar. Er, Fotograf und Anhänger Allendes, gerät nach dem Putsch Pinochets in die Folterkammern der Sekte Colonia Dignidad. Sie befreit ihn dort. Florian Gallenbergers Politthriller verwischt die genauere politische Erkundung der haarsträubenden Pinochet-Colonia-Connection mit Genreformeln, doch Emma als Lichtgestalt in der Hölle ergibt ein packendes Szenario.

Rainer Gansera

3 / 9

Erschütternde Wahrheit

Kinostart - 'Erschütternde Wahrheit'

Quelle: dpa

Will Smith gegen einen übermächtigen Feind - hat man schon ein paar Mal gesehen, in Enemy of the State etwa. Durch die aktuelle Debatte um wiederholte Gehirnerschütterungen im Sport erhält die Geschichte um den Arzt Bennet Omalu eine neue gesellschaftliche Relevanz. Der hatte im Jahr 2002 einen Zusammenhang zwischen wiederholten Zusammenstößen und langfristigen Kopfverletzungen hergestellt und damit für einen Skandal im amerikanischen Sport gesorgt. Die Story wirkt ein wenig blutleer, weil dem Film ein diabolischer Feind fehlt und Will Smith deshalb vor allem gegen sich selbst spielt. Aber auch das kann er ganz gut.

Jürgen Schmieder

4 / 9

Hail, Caesar!

Hail, Caesar!

Quelle: dpa

Channing Tatum tanzt als muskulöser Leichtmatrose durch die Nacht, George Clooney spielt eine wunderbar verblödete Version von Clarke Gable und Scarlett Johansson gibt die zickigste Wassernixe der Filmgeschichte. Die Brüder Joel und Ethan Coen huldigen in ihrer Krimikomödie dem goldenen Hollywoodbetrieb der Fünfzigerjahre, mit viel Zigarettenrauch und hochprofessionellem Nonsens.

David Steinitz

5 / 9

Holy Cow

Holy Cow

Quelle: ©Rise and Shine Cinema

Eine Szene wie zu Betlehem, mit vertauschten Rollen, in einem Dokumentarfilm von Imam Hasanov: Ein aserbaidschanischer Bauer schafft sich eine Kuh an. Das Dorf ist dagegen, denn "Madona" ist von einer europäische Rasse, gehöre nicht hierher. Als sie kalbt, wird sie endgültig zum Symbol der Hoffnung, den Rindviechern auf dem Dorfplatz zum Trotz. Hintersinniges Portrait einer Kuh, die Grenzen überwindet.

Philipp Bovermann

6 / 9

Die Hüterin der Wahrheit - Dinas Bestimmung

Kinostart - 'Die Hüterin der Wahrheit - Dinas Bestimmung'

Quelle: dpa

Die kleine Dina hat die übernatürliche Gabe der Beschämung, was bedeutet, dass sie in den Augen der Menschen deren dunkelste Geheimnisse erkennt. Als am Hof des Königs mehrere Morde geschehen, wird Dina gerufen, um dem Angeklagten in die Augen zu sehen, und dabei leider in eine Verschwörung shakespeareschen Ausmaßes hineingezogen. Der fiese, Drachenblut trinkende Drakan ist nämlich an der Wahrheit gar nicht interessiert. Kraftvoll und rührend erzählt Kenneth Kainz ein Königsdrama mit ordentlich Fantasy-Einschlag.

Hannes Vollmuth

7 / 9

Midnight Special

Kinostart - 'Midnight Special'

Quelle: dpa

Was es heißt, ein Vater zu sein ... Michael Shannon erlebt es in dem neuen Film von Jeff Nichols. Der Sohn ist ganz und gar außergewöhnlich, außerirdisch sogar, ein durchdringendes Licht kommt aus seinen Augen. Weshalb er von einer dubiosen Sekte verfolgt wird und von den US-Geheimdiensten. Einen government sci-fi chase film nennt Nichols sein Werk, einen Regierungs-SF-Verfolgungsjagd-Film wie John Carpenters Starman oder Steven Spielbergs E.T., eine unglaublich bewegende Familiengeschichte, überschienen von einem ever-lovin' light.

Fritz Göttler

8 / 9

Trash Detective

Kinostart - "Trash Detective"

Quelle: Domar Film / oh

Heimlichkeiten in der schwäbischen Provinz: Ein Trinker sucht nach der lokalen Schönheitskönigin, deren Verschwinden ihm angelastet werden soll. Dabei entpuppt sich ein harmloses Dorf allmählich als Sündenpfuhl, wie so oft im Regionalkrimi. Trotzdem bedient Maximilian Buck das Genre grimmiger und mit schwierigerem Dialekt als sonst üblich

Doris Kuhn

9 / 9

Zoolander 2

Ben Stiller Owen Wilson Penelope Cruz

Quelle: AP

Ein kurioses, konfuses Comeback, nach über einem Jahrzehnt. Ex-Star-Model Derek Zoolander wird aus seiner inneren Emigration in der amerikanischen Wildnis geholt, um in der lauten, perversen Modewelt wieder Ordnung zu schaffen. Fashion is action. Zoolander macht völlig neue Erfahrungen: Vater sein, angeschmiert werden auf dem Laufsteg, huckepack schwimmen auf Penelope Cruz. Den furiosen Prolog bestreitet Justin Bieber.

Fritz Göttler

© SZ.de/roho
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