Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Finnischer Tango und Vampir-Gier

Viviane Blumenschein fördert in "Mittsommernachtstango" pittoreske Bilder zutage, Keanu Reeves hält mit "Man of Tai Chi" Rückschau und Mark Waters fordert im Abklatsch "Vampire Academy" Sex für junge Vampirinnen. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

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(Foto: dpa)

Viviane Blumenschein fördert in "Mittsommernachtstango" pittoreske Bilder zutage, Keanu Reeves hält mit "Man of Tai Chi" Rückschau und Mark Waters fordert im Abklatsch "Vampire Academy" Sex für junge Vampirinnen. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht. Von den SZ-Kinokritikern. Die Bücherdiebin Der Tod erzählt von einem seiner liebsten Kunden, einem Mädchen, dem er nach und nach alle raubt, die es liebt - das ist der Rahmen, in dem Brian Percival seine sehr konventionelle Literaturverfilmung ausbreitet. Die kleine Liesel wird in Nazi-Deutschland von ihrer kommunistischen Mutter in einer latent widerständlerischen Ersatzfamilie untergebracht, gespielt von Geoffrey Rush und Emily Watson. Schon in Ordnung - aber ein paar originelle Einfälle hätten nicht geschadet. Mehr zu diesem Film in den Kinotipps der Woche. Susan Vahabzadeh Im Bild: Sophie Nélisse als Liesel Meminger und Ben Schnetzer als Flüchtling Max Vanderburg.

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(Foto: Red Bull Contentpool)

Cerro Torre Was geht, am Fels und auch im Kino: Thomas Dirnhofer und sein von Red Bull gesponsertes Team begleiten den Extrembergsteiger David Lama bei dem Versuch, den legendären Cerro Torre in Patagonien frei zu klettern. Dabei führt der Film wie in einem Schaukasten das Repertoire der Mittel vor, die der Dokumentarfilm sich mittlerweile erobert hat. Ein Hochglanz-Bergfilm als doppelte Leistungsschau. Martina Knoben Im Bild: David Lama und sein Partner nähern sich dem Cerro Torre.

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(Foto: pro-fun)

Liebesbriefe eines Unbekannten Post eines ehemaligen Liebhabers aus der Armeezeit plagt und verlockt den schönen Boaz. Seine Homosexualität will er sich nicht eingestehen. Weiterhin lebt er mit seiner Freundin, die mehr von seiner Heimlichtuerei mitbekommt, als sie ihn wissen lässt, die ihn tröstet, wenn Boaz heulend vor Scham unter der Dusche steht. Im ersten Spielfilm vom israelischen Dokumentarfilmer Yariv Mozer ist die Geschichte schön, die Erzählweise aber noch unsicher. Antonia Mahler Im Bild: Yehuda Nahari (l.) als Nir und Yoav Reuveni als Boaz beim Armdrücken.

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(Foto: Universal Pictures Germany)

Man of Tai Chi Neo ist nun erwachsen, der Held der Matrix, Keanu Reeves. Als dubioser Tycoon in Hongkong zockt er gnadenlos mit der Schaulust der Reichen und der Abhängigkeit der mittellosen Jungen. In Tiger Hu Chen hat er einen Kämpfer der reinen Tai-Chi-Lehre gefunden, den er dem korrumpierenden Einfluss des Martial-Arts-Showbusiness aussetzt. Sein Alter Ego. Keanu Reeves inszeniert hier selber und hält dabei Rückschau auf seine Lehrjahre im amerikanischen Kino. Fritz Göttler Im Bild: Keanu Reeves als Donaka Mark.

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(Foto: Neue Visionen)

Mittsommernachtstango Drei argentinische Tangomusiker reisen nach Finnland, um der These nachzugehen, dass Tango dorther komme. Ein reiner Vorwand, um entspannte Begegnungen mit finnischen Kollegen in fröhlicher Atmosphäre zu genießen. Wie sie folgt Viviane Blumenschein in ihrer Doku keinem Kultur-Kitsch sondern nur dem Tango, so dass noch das pittoreskeste Bild, das sie aus Finnland mitnimmt, von ihm inspiriert ist. Philipp Stadelmaier Im Bild: Das argentinische Tangotrio beim Sonnenbad.

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(Foto: epd)

Tobias Kniebe Liam Neeson spielt einen Air Marshal mit Alkoholproblem, der auf einem Transatlantikflug in einen üblen terroristischen Plot gerät. Von der Standardfigur des beschädigten Helden, der über sich hinauszuwachsen muss, bis zum Casting eines früher hochangesehenen Schauspielers, der inzwischen in jedem Drehbuch rot sieht - alles sehr vertraute Muster. Aus denen Hollywoods hochbegabter spanischer Action-Eleve Jaume Collet-Serra dann aber doch das Maximale herausholt. Mehr zu diesem Film in den Kinotipps der Woche. Tobias Kniebe Im Bild: Liam Neeson als Bill Marks.

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(Foto: Senator Filmverleih)

Petterson & Findus In seinen Kinderbuchklassikern erschuf Sven Nordqvist die abenteuerliche Welt, die Regisseur Ali Samadi Ahadi nun in einem fulminanten Mix aus Realfilm und Animation präsentiert. Auch wenn die knallbunte Studio-Szenerie des Bauernhofs zuerst befremdet - das Zusammenspiel zwischen dem kauzigen Alten (herrlich: Ulrich Noethen) und dem vorlauten kleinen Kater als perfekt animierter Figur kindlichen Übermuts funktioniert prächtig. Rainer Gansera Im Bild: Ulrich Noethen als Petterson mit Kater Findus.

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(Foto: Kairos Filmverleih)

Shanghai Shimen Road Ein junger Photograph (Ewen Cheng) erlebt im Shanghai von 1988 die erste Liebe und die Studentenbewegung. Haolun Shus Film ist persönlich, unpolitisch und eine Retro-Phantasie, die heute jeder mit Instagram bedienen kann: Die Bilder sind leicht vergilbt, die Kamera bewegt sich oft so gewichtig wie die schwere Maschine, die sie einst war - als hätte man eher einen Film von damals gefunden als ihn heute gedreht. Philipp Stadelmaier Im Bild: Xufei Zhai als Lanmi (l.) und Ewen Cheng als Xiaoli.

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(Foto: RealFiction)

Transmitting Drei Jazzmusiker aus Deutschland, Marokko und Spanien treffen sich in Marokko, um eine CD einzuspielen. Jammen im Studio. Jammen in der Wüste. Streiten. Jammen wieder. Christoph Hübner versucht in seiner Dokumentation das Prinzip der Improvisation zu porträtieren und stellt lustvolle Momente des Musizierens neben viele, viele Leerläufe. Was insgesamt eher zum Dösen einlädt, als zum Mitwippen. David Steinitz Im Bild: Majid Bekkas, Joachim Kühn und Ramon Lopez als sie selbst.

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(Foto: Metropolitan FilmExport)

Vampire Academy Mark Waters' Bestseller-Verfilmung fordert endlich Sex und Selbstbestimmung für junge Vampirinnen. Um das Teenager-Publikum glücklich zu machen wird ansonsten der Plan verfolgt: Wir komprimieren irgendeine Highschool-Serie, ersetzen die Schüler durch Vampire, fügen reichlich Kampfsport bei und verweisen gelegentlich auf "Harry Potter" oder "Twilight". Mehr zu diesem Film in den Kinotipps der Woche. Doris Kuhn Im Bild: Olga Kurylenko (r.) als bissige Vampirin Kirova.

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