Süddeutsche Zeitung

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Ein Hoch auf den Müßiggang

Arbeit ist vielen von uns zur Religion geworden - die Doku "Frohes Schaffen" ist ein Plädoyer zur Senkung der Arbeitsmoral. Robert Downey Jr. trotzt als charmanter "Iron Man" dem Widerwillen gegen Fortsetzungen, und Angelina Jolie kann einer planlosen Doku nicht helfen. Welche Filme den Kinobesuch lohnen.

Von den SZ-Kritikern.

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Iron Man 3"

Die Filmstarts vom 02. Mai auf einen Blick - bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme. "Iron Man 3" Sie freuen sich nicht auf den neuen "Superman", das jüngste "Star Trek"-Ereignis lässt Sie kalt? Klare Diagnose: Sie leiden an Franchise Fatigue - dem zunehmenden Widerwillen gegen alle Fortsetzungen, Thementassen und Happy Meals. Auch hier aber gibt es ein käufliches Heilmittel: Iron Man 3. Sollten Sie dem geballten Charme von Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Don Cheadle und Ben Kingsley widerstehen - und das sogar in 3D! -, hilft allerdings nur noch ein neunwöchiger Kuraufenthalt in Disneyland. Jan Füchtjohann Die SZ-Videorezension "Zoom - Die Kinopremiere" sehen Sie hier. Im Bild: Gwyneth Paltrow als Pepper mit "Iron Man" Robert Downey Jr.

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Charlies Welt - Wirklich nichts ist wirklich"

Sie sind Kinder Kaliforniens und haben Väter aus der goldenen Zeit des New Hollywood: Charlie Sheen und Roman Coppola. Beide Jahrgang 1965, gehen sie jetzt stramm auf die Fünfzig zu. Aber sind sie je erwachsen geworden? Das erkunden sie hier in einer komischen, selbstironischen, sentimentalen und sehr familiären Selbstbefragung, die sich zugleich vor der Tradition der Pop Art in Los Angeles verneigt. Die Antwort auf die Eingangsfrage ist natürlich - nein. Tobias Kniebe Die ausführliche SZ-Kinorezension lesen Sie hier. Im Bild: Charlie Sheen als Charles Swan (Mitte)

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"The International Criminal Court"

Luis Moreno Ocampo war bis 2012 der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag - der oberste Jäger aller Kriegsverbrecher also, eine schillernde Figur. Marcus Vetter und Michele Gentile folgten ihm hier auf Schritt und Tritt. Was dabei herausgekommen ist, wirkt leider etwas planlos, und was sie von ihrem Protagonisten halten sollen, wissen sie am Ende immer noch nicht. Da hilft es auch nicht, dass Angelina Jolie einmal durchs Bild läuft. Susan Vahabzadeh Im Bild: Chefankläger Luis Moreno Ocampo mit Angelina Jolie

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"I, Anna"

Um einen Film zu machen, der ohne die Guten auskommt, muss man schon ziemlich gut sein. Oder das Glück haben, die große Charlotte Rampling besetzen zu können, die ohne Übergang einfach alles kann: nett, sexy, einschüchternd, alt. Als ihr Sohn hat der britische Regisseur Barnaby Southcombe  dieses Glück. Sein Kinodebüt, der Noir-Thriller "I, Anna", ist also ein Meisterwerk geworden. Wenn vielleicht auch nicht seins. Jan Füchtjohann Im Bild: Charlotte Rampling als Anna

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Frohes Schaffen - Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral"

Spielszenen sowie Interviews mit Philosophen und Wissenschaftlern bestücken das von Konstantin Faigle gedrehte Plädoyer für die "Senkung der Arbeitsmoral". Das sieht ein bisschen aus wie "Die Sendung mit der Maus" und erklärt uns die Überbewertung von Erwerbstätigkeit. Ein hübsches Spiel mit altbekannten Theorien, das aber auch nicht näher ausführt, woher beim süßen Müßiggang die Miete kommen soll. Doris Kuhn

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"A Late Quartet - Saiten des Lebens"

Gelungenes Kammerspiel um die Selbstzerfleischung eines Streichquartetts. Christopher Walken spielt den Cellisten, dessen Parkinson-Diagnose die schwelenden Konflikte zum Ausbruch bringt. Die kosten den zweiten Geiger (Philip Seymour Hoffman) und die Bratschistin (Catherine Keener) ihre Ehe, den ersten Geiger (Mark Ivanir) seine Moral. Über allem als Allegorie: Beethovens Opus 131. Andrian Kreye Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier.

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Ohne Gnade"

Motto: "Rambazamba ist Pillepalle". Gnadenlos hysterische Geschlechterkrieg-Vulgär-Comedy in ununterbietbarem Proll-Stil. Geschrieben, produziert, inszeniert von der in Los Angeles lebenden Regiedebütantin Birgit Stein. Als Rachefurien: eine Mama (Catrin Striebeck), zwei Schwestern namens Biene und Püppi (Sylta Fee Wegmann, Sina Tkotsch), dazu Dialogsätze wie "Der sieht doch aus wie ein geiler Hirsch in Dauerbrunft". Rainer Gansera Im Bild: Gedeon Burkhard als Ronzo und Sina Tkotsch als Püppi

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Passion"

Passion, das ist ein etwas großspuriger Titel für diesen Film, mit dem Brian de Palma an die bösen kleinen Dinger anknüpft, mit denen er in den Siebzigern und Achtzigern bekannt wurde. Nicht um große Leidenschaften geht es, sondern um niedere Instinkte und absonderliche Begehrlichkeiten. Ein Film zur Quote: Was Frauen in Führungspositionen so alles treiben. Im seelenlosen modernen Berlin gedreht, und eins der Biester ist Karoline Herfurth. Fritz Göttler Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier. Im Bild: Rachel McAdams als Christine (links) und Noomi Rapace als Isabelle

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Der Tag wird kommen"

"Louise Michel", "Le grand soir": Die Titel von Gustave de Kerverns und Benoît Delépines Anarcho-Filmen sind Anspielungen auf revolutionäre Bewegungen. Die Abenteuer der Punks Not (Benoît Poelvoorde) und Dead (Albert Dupontel) sind aber gerade deswegen so komisch, weil in ihnen jede Revolte scheitert, und sie dem nur ihre minimale Utopie entgegenhalten können, die sie im Namen tragen: We are not dead. Philipp Stadelmaier Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier.

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Verliebte Feinde"

Der passende Film zur Frauenquoten-Diskussion, über die Schweizerin Iris von Roten (1917-1990), die hier einmal der "Kopernikus des Feminismus" genannt wird. Ihre Forderungen nach wirtschaftlicher und sexueller Gleichberechtigung waren skandalös und sind bis heute anregend - herausfordernd aber wirkt auch das Glück ihrer Ehe, die Emanzipation nicht gegen, sondern mit dem Mann (Fabian Krüger). Die Verbindung von scheinbar Konträrem wiederholt Werner Schweizer in seinem Film, wenn er Zeitzeugen-Interviews in die Spielhandlung integriert. Martina Knoben Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier. Im Bild: Mona Petri als Iris und Fabian Krüger als Peter

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1663208
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 02.05.2013
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.