Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Da hinschauen, wo es wehtut

Haben wir die Kraft, dem, was uns Angst macht, in die Augen zu schauen? Mit dieser Frage konfrontieren uns auffällig viele Kino-Starts dieser Woche. Ob in "Erbarmen", "Youth", "Der blinde Fleck" oder "Blick in den Abgrund" - sie alle handeln von dem Bösen, bis es schmerzt.

Von den SZ-Kinokritikern

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Kinostarts - 'Der blinde Fleck'

Quelle: dpa

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Haben wir die Kraft, dem, was uns Angst macht, in die Augen zu schauen? Mit dieser Fragen konfrontieren uns auffällig viele Kino-Starts dieser Woche. Ob in "Erbarmen", "Youth", "Der blinde Fleck" oder "Blick in den Abgrund" - sie alle handeln von dem Bösen bis es schmerzt. Die Filmstarts vom 23. Januar auf einen Blick - bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme.

Der blinde Fleck

Daniel Harrichs packend erzählter, augenöffnender Politthriller begleitet den Journalisten Ulrich Chaussy (Benno Fürmann), der die offizielle Erklärung, wonach das Oktoberfestattentat vom September 1980 die Tat eines verwirrten Einzelnen gewesen sei, bezweifelt. Chaussy erkundet die Verbindungen des Täters zur rechtsterroristischen Szene und stößt auf skandalöse Vertuschungen dieser Zusammenhänge bei Politikern und Ermittlern.

Rainer Gansera

Neu im Kino: "I Frankenstein", "Hannas Reise" und "Der blinde Fleck", kurz vorgestellt per Video.

Eine ausführliche SZ-Kinorezension lesen Sie hier.

Im Bild: Die Schauspieler Werner Dietrich (l-r) als Jörg Hartmann, Ferdinand Schmidt-Modrow als Anton Franke und Benno Fürmann als Ulrich Chaussy in einer Filmszene des Kinofilms "Der blinde Fleck".

Kinostarts - "Blick in den Abgrund"

Quelle: dpa

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Blick in den Abgrund

Packende Dokumentation von Barbara Eder über Profiler aus Europa, Südafrika und Amerika auf der Jagd nach Serienkillern. Eder konkurriert mit den großen amerikanischen Fiktionen, verwischt die Grenzen zwischen Fiktion und Doku wie jene zwischen Täter und Profiler. In dieser Geschichte eines Abgrunds ohne Bild bestimmt dennoch das - unsichtbare - Bild des "echten" Abgrunds alle Bilder dieser Geschichte.

Philipp Stadelmaier

Die Profiler Roger Depue (links) und Roy Hazelwood in einer Szene von "Blick in den Abgrund".

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Quelle: Eclipse

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Crashkurs

Sozusagen das Gegenstück zum überbordenden Spaß der Finanzjongleure in Scorseses The Wolf of Wall Street: DFFB-Studentin Anika Wangard erzählt die Geschichte der kleinen Verlierer der Bankenkrise, um ihr Vermögen geprellte Pensionäre (Monika Lennartz und Ulrich Voß) leisten Widerstand, mit legalen und anarchistischen Mitteln, Sitzstreik und Buttersäure. Für eine Feelgood-Komödie mit aufmüpfigen Senioren ist das ein wenig zu gemächlich geraten, trotzdem katapultiert die Krise die Rentner aus der Lethargie.

Anke Sterneborg

Kinostarts - ´Erbarmen"

Quelle: dpa

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Erbarmen

Dänische Verfilmung eines Jussi Adler-Olsen Bestsellers, in der ein vermeintlicher Selbstmord so lange seziert wird, bis dahinter eine komplexe Rachegeschichte sichtbar wird. Für die Ermittlungen lässt Regisseur Mikkel Norgaard zwei grimmige Cops durch verregnet blaue Bilder stapfen, um daran zu erinnern, dass Spannung auch gut aussehen kann.

Doris Kuhn

Im Bild: Die Schauspielerin Sonja Richter als Merete Lynggaard in einer Filmszene des Kinofilms "Erbarmen".

Kinostarts - 'Hannas Reise'

Quelle: dpa

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Hannas Reise

Hanna will ein eiskalter Yuppie werden, aber ihre Traumjob ist nur über den Umweg eines Praktikums in Israel zu haben. Dabei will sie mit Sozialarbeit und Holocaust-Geschichte nichts zu tun haben. Julia von Heinz' Film ist ein wenig konventionell - aber er zeigt sehr schön, wie der Holocaust in den Köpfen und den Seelen nachwirkt, und dass die Haltung zur Geschichte eine Haltung zum Leben ist.

Susan Vahabzadeh

Neu im Kino: "I Frankenstein", "Hannas Reise" und "Der blinde Fleck", kurz vorgestellt per Video.

Die Schauspieler Doron Amit als Itaj und Karoline Schuch als Hanna in einer Filmszene des Kinofilms "Hannas Reise".

Kinostarts - 'Homefront'

Quelle: dpa

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Homefront

James Franco macht als überdrehter Hillbilly-Drogendealer dem alleinerziehenden Jason Statham das Kleinstadtidyll madig. Sylvester Stallone, ein geübter Chronist amerikanischer Befindlichkeiten, hat das "Homefront"-Drehbuch als schlagkräftige Anleitung zur Verteidigung des Eigenheims geschrieben. Und das ohne jede ironische Brechung, so sehr Regisseur Gary Fleder auch nach der Komödie im Skript sucht.

David Steinitz

Im Bild: Die Schauspieler Jason Statham als Phil Broker und Izabela Vidovic als Maddy Broker in einer Filmszene des Kinofilms "Homefront".

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Quelle: Metropolitan FilmExport

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I, Frankenstein

Aaron Eckhart als Frankensteins Monster, das in einen ominösen Krieg zwischen guten und bösen Mächten jenseits unserer Wahrnehmung hineingeraten ist. Stuart Beatties Effekte sind erschütternd unoriginell, die Figuren irgendwie hohl - was jeder Spannung den Garaus macht. Monströs.

Susan Vahabzadeh

Neu im Kino: "I Frankenstein", "Hannas Reise" und "Der blinde Fleck", kurz vorgestellt per Video.

Im Bild: Aaron Eckhart.

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Quelle: WTP international GmbH

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Illusion

Roland Reber ist ein Independent-Kamikaze-Filmer alter Schule, der ohne Förderung und Fernsehbeteiligungen seine Geschichten mit kleinem bis keinem Budget genau so erzählt, wie er das möchte. Leider schützt ihn diese Indie-Ideologie nicht davor, sich in diesem Versuch eines Erotikfilms über die Sinn- und Lustsuche von acht Menschen in einer Bar gnadenlos zwischen Kerzen und Klischees zu verrennen.

David Steinitz

Im Bild: Carolina Hoffmann und Roland Reber.

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Quelle: André Lex

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Nordstrand

Ein Inselfilm, gedreht auf Norderney, Regie Florian Eichinger. Ein schönes einsames Haus, zwei Brüder, die nach langem wieder zusammenkommen. Das Haus der Kindheit, der Vater-Tyrann ist tot, die Mutter kommt demnächst aus dem Gefängnis frei. Daniel Michel und Martin Schleiss sind die Brüder, die manchmal patzig sind, aber immer cool. Kein Psychostress, keine Trauma-Larmoyanz, nur eine - manchmal schmerzliche - Heiterkeit.

Fritz Göttler

Im Bild: Daniel Michel, Luise Berndt, Martin Schleiß

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Quelle: SZ

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Youth

Israel hat weit mehr Konflikte zu bieten als den Nahostkonflikt, und so widmet sich Tom Shovals Erstlingswerk einem Thema mit sozialem Sprengstoff: der Angst des Mittelstands vor dem Absturz. Zwei Brüder versuchen, mit der Entführung eines Mädchens aus gutem Haus Geld zur Rettung der Familie zu erpressen. Sie verstricken sich dabei ebenso bedrückend wie beeindruckend in einen Kampf, der nicht zu gewinnen ist.

Peter Münch

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Quelle: missingFilms

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Art War

Marco Wilms hat einen Clip über die ägyptische "Revolutionsjugend", ihren Kampf gegen Mubaraks und dann gegen die Muslimbrüder gemacht. Die Revolution ist sympathsich, jung, hip & hop, will sich "ausdrücken", Sex haben und die Revolution "vollenden". Im Zentrum stehen politische Grafitis, dazu brüllen die Zwischentitel wie Schlagzeilen: "Revolutionskünstler schlagen zurück". Phrasen. Dem Westen gefällt das.

Philipp Stadelmaier

© SZ.de/mfh
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