Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Abergläubische Jäger, untote Biber

"White Shadow" zeigt Albinos auf der Flucht vor Jägern in Afrika. Tierische Zombies gibt es in der Genre-Parodie "Zombiber". Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

The Bachelor Weekend

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(Foto: (c) drei-freunde Filmverleih)

Der sensible Davin organisiert einen Junggesellenabschied für seinen noch sensibleren besten Freund. Dank des rabiaten Braut-Bruders findet sich die brave Bande aber bald nackt und berauscht im Wald wieder. Erinnert alles stark an " The Hangover", doch die seichte Komödie von John Butler verzichtet auf Krawallhumor und ist nur mäßig lustig.

Castanha

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(Foto: © Arsenal Institut)

Die erste Einstellung könnte von David Lynch oder Christopher Nolan stammen. Aber die statischen, an Fotos erinnernden Bilder in Davi Prettos Film über den alternden Schauspieler und Transvestiten João Carlos Castanha bleiben ebenso einsam wie die Figur selbst. Eine Aneinanderreihung von Motiven, die einen recht unpersönlichen Eindruck hinterlässt.

Citizenfour

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(Foto: dpa)

Dabeisein, wenn Geschichte geschrieben wird. Die Dokumentarfilmerin Laura Poitras war die erste, die Edward Snowden mit seinen bahnbrechenden NSA-Enthüllungen kontaktiert hat. Sie filmte mit, von Anfang an - und zeigt den unscheinbaren IT-Spezialisten als uramerikanischen Helden. Er will nicht selbst die Geschichte sein, er definiert sich durch das, was er tut. Eine ausführliche Rezension lesen Sie hier.

Das grenzt an Liebe

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(Foto: dpa)

Ein sehr grantiger Immobilienmakler (Michael Douglas) vermiest seinen Mitmenschen das idyllische Kleinstadtleben hinter etwas zu weißen Zäunen und in etwas zu grünen Vorgärten. Doch als er sich in seine adrette Nachbarin (Diane Keaton) verliebt, wird er wieder zum Menschenfreund. Rob Reiner inszeniert seine brave Komödie als gemütliches Fest der Entschleunigung inmitten der manischen Hollywoodhektik. Die SZ-Videorezension "Zoom - Die Kinopremiere" sehen Sie hier.

Den Himmel gibt's echt

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(Foto: dpa)

Ein kleiner Junge entkommt bei einer Blinddarmoperation nur knapp dem Tod und berichtet anschließend von erstaunlichen Begebenheiten in himmlischen Sphären. Der Stoff fürs religiöse Erbauungskino entstammt einem Bestseller, der auf wahren Ereignissen beruhen soll. In der Verfilmung von Randall Wallace bemühen sich gestandene Schauspieler wie Greg Kinnear, Kelly Reilly und Thomas Haden Church redlich, dem himmlischen Hokus Pokus Erdung zu geben, können aber gegen gleißendes Licht und ätherische Engel wenig ausrichten.

Im Labyrinth des Schweigens

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(Foto: dpa)

Wirtschaftswunder-BRD 1958. Die Vorgeschichte zum ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess, erzählt im Gewand eines packenden Justizthrillers. Regisseur Giulio Ricciarelli gelingt die Kombination von Genre-Drama, gesellschaftlichem Zeitbild und Lehrstück, wenn er die Ermittlungen des jungen Staatsanwalts Radmann (brillant: Alexander Fehling) zum Diskurs über die Schuldfrage und die Mechanismen ihrer Verdrängung macht.

Interstellar

7 / 12
(Foto: dpa)

Ein fast dreistündiger Trip in die Relativitätstheorie, bis an die Grenzen von Raum und Zeit. Ein Wurmloch dient als Tor zu einer fremden Galaxis, wo die Menschheit eine neue Heimat sucht, denn die Erde verödet. Matthew McConaughey und Anne Hathaway erleben kosmische Lichtspiele wie seinerzeit in Kubricks "2001", doch am Ende geht es Christopher Nolan um die fragile Physik der Gefühle. Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier.

Karneval!

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(Foto: © W-film / sounding images)

Wie ein Reporter - skeptisch, aber mit neugierigem Blick - hat sich Claus Wischmann unter Kölner Jecken gemischt, für die Karneval mehr als eine Jahreszeit ist. Dabei lässt er alles beiseite, was Uneingeweihte zu wissen glauben und stellt Detailbeobachtungen statt Volkstümelei in den Mittelpunkt seiner Doku - persönliche Einblicke statt schunkelnde Bierseligkeit.

Mr. Turner

9 / 12
(Foto: dpa)

Mike Leigh porträtiert den britischen Maler J.M.W. Turner - er gibt seinem Film das Licht mit, das auch Turners Gemälde durchflutet, und Hauptdarsteller Timothy Spall macht aus ihm einen Mann, der seiner Zeit voraus ist, weil er sich einen Teufel schert um die Meinung anderer Leute. Als Film über Kunst ein echtes Meisterstück.

Plötzlich Gigolo

10 / 12
(Foto: dpa)

Als schüchternen Mittfünfziger, Florist in Brooklyn, der sein Gigolo-Talent entdeckt, präsentiert sich John Turturro in seiner fünften Regiearbeit. Der Clou: Woody Allen spielt den kauzigen Zuhälter, der ihn mit exquisiter Kundschaft (Sharon Stone, Vanessa Paradis) versorgt. Der Charme des Turturro/Allen-Duos kann nicht verhindern, dass sich die Story rasch als krude Midlifecrisis-Männerfantasie entpuppt.

White Shadow

11 / 12
(Foto: © Temperclayfilm)

Abergläubische "Witchdoctors" in Tansania jagen Albinos - denn für ein Albinoherz bekommen sie bis zu 5000 Dollar. Der junge Alias ist deshalb auf der Flucht vor den brutalen Jägern. Noaz Deshes Wackelkamera verwandelt den afrikanischen Alltag in eine Welt aus Gewalt und träumerischer Hoffnung.

Zombiber

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(Foto: © Splendid Film)

Endlich neue Zombies! Untote in freier Natur tun das, was sie am liebsten tun: Sie beißen in jugendliche Wochenendausflügler. Das Neue daran ist, dass es sich bei den Angreifern um Biber handelt. Die gehen so klug vor, als hätten sie das Genre seit 1968 im Blick und bescheren Regisseur Jordan Rubin damit eine Horror-Parodie, die jeden Tierfilm um Längen schlägt.

© SZ vom 06.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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