Kurzkritik:Zukunftsweisend

Der Wiener Christoph Fritz im Vereinsheim

Von Oliver Hochkeppel

Er hat nicht nur unlängst den Förderpreis des Österreichischen Kabarettpreises gewonnen und gilt in der Wiener Szene als größtes kommendes Talent, Christoph Fritz kann auch bereits ein euphorisches Zitat von Josef Hader auf seine Plakate kleben. Dass Fritz' Debütprogramm "Das jüngste Gesicht" dem Säulenheiligen des österreichischen Kabaretts gefallen hat, wundert niemanden, der es jetzt bei der annähernden Deutschlandpremiere (nur in Passau hat Fritz es schon einmal gespielt) im Vereinsheim sah. Kommt einem doch vieles wie eine neue, junge Hader-Version vor.

Die Parallelen beginnen mit dem niederösterreichischen Singsang und der stoischen, sich hinter einer Brille versteckenden Bühnenpräsenz, lassen sich auch thematisch beim leicht psychotischen Selbstbezug, dem provokativen Advocatus-diaboli-Spiel mit Klischees und Vorurteilen, den morbiden Schauplätzen (etwa im Hospiz, wo Fritz die gleichen Grundfragen vorfindet, wie sie die Philosophen stellen) oder den wild ins Kraut schießenden surrealen Phantasmen finden und ziehen sich bis zu den musikalischen Miniatureinlagen - bei Hader Aphoristisches am Keyboard, bei Fritz missglückte Mini-Liebenslieder zur Gitarre.

Freilich wird das nie zur Kopie oder zum Abklatsch, weil Fritz diese Vorbild-Strukturen stets mit eigenem Inhalt und Ausdruck füllt. Schon seine ländliche Herkunft ("aus Kleinschramming am Winzling") und sein extrem jugendliches Aussehen liefern ihm reichlich Stoff. Running Gags ("Eine meiner Top-Fünf-Geschäftsideen) lockern auf, dazu kommt viel schwarzer Humor. Oft so schwarz, dass man sich ein "l" hinter den Fritz denkt. Und selbst wenn er zu eigentlich abgenudelten Comedy-Themen wie Veganismus oder Dating-Apps greift, fallen ihm verblüffend neue und witzige Aspekte ein. Ein - auch wenn er selbst das bestreitet und eine Schilddrüsen-Unterfunktion vorschiebt - schüchterner junger Mann mit Zukunft (nochmals am 19. März und 22. Mai).

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