Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Zeit für Karaoke

"Limp Bizkit" zeigen ihre nostalgische Seite

Von Vivian Harris

Steffi Graf beendet ihre Profisport-Karriere, Putin wird zum Ministerpräsidenten von Russland ernannt und Günther Jauch zum Moderator von "Wer wird Millionär". Das ist nur ein kurzer Überblick über das Jahr, in das Limp Bizkit ihr Publikum am Sonntagabend zurückversetzen wollen: "Let's party like it's 1999!", ruft der Frontmann Fred Durst, nachdem er erklärt hat, dass das Konzert im Zenith eine Art Zeitkapsel sein soll, die 20 Jahre in die Vergangenheit führt, als die Nu-Metal-Band aus Florida mit "Significant Other" ihren internationalen Durchbruch feierte.

Es liegt also nahe, dass das Quintett um Durst viele Songs des bekannten Langspielers auf die Bühne bringt: "Show Me What You Got" zum Beispiel, "Break Stuff" oder "Nookie", bei dem Durst zwei weibliche Fans auf die Bühne holt, die mit ihm gemeinsam Headbangen und ins Mikrofon kreischen. Auch andere Songs, mit denen Limp Bizkit den Metal-Sound der späten Neunziger- und frühen Nullerjahre prägten wie "Hot Dog", "Rollin" oder "Take A Look Around" schaffen es ins Set. Neues Material soll es zwar noch dieses Jahr geben - gerade arbeiten die Amerikaner an ihrem siebten Album "Stampede of the Disco Elephant" - doch am Sonntag im Zenith beschränken sie sich, abgesehen von einem neuen Stück gleich zu Beginn, eher auf alte Klassiker. Und nicht nur auf die eigenen: "Karaoke time" nennt Durst es, wenn die Band eines der zahlreichen Cover spielt.

Neben ihrer berühmten Version des The-Who-Songs "Behind Blue Eyes" reichen diese nämlich von einem Nirvana-Medley über "Killing in the Name" von Rage Against The Machine bis hin zu George Michaels "Faith" - Limp Bizkits erstem Hit, wenn man so will, aus dem Jahr 1997. Viel hat sich bei ihren Konzerten seitdem nicht geändert: Die Setlist ist eigentlich immer noch dieselbe, der Geruch von fragwürdigen Substanzen liegt in der Luft und es gibt viel zu viele umgedrehte Baseball-Caps. Außer bei Fred Durst; der trägt jetzt lieber Fischerhüte.

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Quelle:
SZ vom 16.07.2019
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