Kurzkritik:Zartes Glück

Julia Fischer und Augustin Hadelich in der Philharmonie

Von Harald Eggebrecht

- Auch wenn sie nun schon 60 Jahre auf dem Buckel hat, die Academy of St Martin in the Fields besticht weiterhin durch klangliche Beweglichkeit, kammermusikalisches Zusammenspiel, erstklassige Spieler und die Fähigkeit, stilistisch und historisch unterschiedlichste Musikstücke plausibel zu realisieren. Und das ohne Dirigent, also muss man sich miteinander gut verstehen und vor allem gut aufeinander hören. Derzeit ist der amerikanische Geiger Joshua Bell bestellter Leiter des Ensembles. Auch Julia Fischer hat diese erlesene Streicher-Combo schon mehrfach vom ersten Pult aus angeführt und mit ihrer unmissverständlichen, artikulationsfrischen, hoch konzentrierten Art inspiriert wie nun wieder in der Philharmonie.

Als Partner für Johann Sebastian Bachs d-Moll-Doppelkonzert und Alfred Schnittkes tiefsinnig-witziges Concerto grosso Nr. 1 trat Augustin Hadelich auf, der große Lyriker unter den Violinisten unserer Zeit. Sein auf expressive Wärme, konziliantes Miteinander, rhythmische Spannung und tonliche Rundheit ausgerichtetes Spiel kontrastierte aufs Feinste mit Julia Fischers Bestimmtheit und Deutlichkeit. Also wurde das Largo aus Bachs Konzert zum ersten Höhepunkt, in dem sich die beiden geschmeidig umspielten und ein schier unendliches Geflecht raffinierter Kantilenenkunst erzeugten. Bei Alfred Schnittkes einst für Gidon Kremer und Tatiana Grindenko geschriebenes Stück reizten Fischer/Hadelich Toccata-Attacke, melodisches Aneiandervorbeisingen, solistisches sich gegenseitig auf die Spitze treiben und die anderen vertrackten Scherze der tollen Partitur brillant aus.

Zwischen den Konzerten gab es eine sehr im Schostakowitsch-Schatten angesiedelte, wenig überzeugende "Chamber Symphony" von Andrey Rubtsov und die hinreißende Streicherserenade von Antonin Dvořák, beides bestens aufgehoben bei der Academy. Als Zugabe zu diesem gelungenen Abend boten Violinheldin und -held einen wunderbar ausgereiften Tango von Carlos Gardel.

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