Kurzkritik:Weiche Schale, harter Kern

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"Bring Me The Horizon" mit vielen alten Songs im Zenith

Von VIVIAN HARRIS, München

Sie sind schon softer geworden - ist aber wenig überraschend, denn Bring Me The Horizon haben sich ja ständig weiterentwickelt in ihrer 14-jährigen Karriere. Von Death Metal über Metalcore und jetzt hin zu etwas, das man schon fast mit massentauglichem Alternative Rock vergleichen kann. Zumindest, wenn man von den ersten Singleauskopplungen des neuen Albums "Amo" ausgeht. Das erscheint erst im Januar, weshalb die Metalband aus Sheffield neben den zwei neuen Songs hauptsächlich alte Hits ins Zenith bringt.

Tatsächlich kommen bei den Fans aber auch die neuen Songs richtig gut: "Mantra" etwa, eine Alternative-Rock-Nummer mit Synth-Einfluss als erster Song des Abends, oder "Wonderful Life". Von den aggressiven Deathcore-Wurzeln aus den ersten beiden Alben hört man da nur wenig. Abgesehen von "It Never Ends" kommen die ältesten Lieder von der Metalcore-Platte "Sempiternal": Mit dabei sind dessen Headbanger "Shadow Moses", der von choralähnlichem Hintergrundgesang eingeleitet wird, und "Sleepwalking". Oder die Nu-Metalcore-Nummer "Antivist", bei der Frontmann Oli Sykes das Publikum dazu auffordert, den Mittelfinger in die Höhe zu strecken. Die Interaktion mit dem Publikum kommt ohnehin nicht zu kurz.

Oft fordert Sykes, von dessen voll tätowiertem Körper man in den Nebelschwaden nur die Silhouette sieht, das Publikum an diesen Stellen zum Grölen auf. Fast zu oft, so dass man das Screaming von Oli Sykes selbst manchmal vermisst. Seine kratzige Singstimme hingegen kommt bei massentauglicheren Songs wie "Follow You", oder einer Akustik-Version von "Drown" umso besser zur Geltung. Vielleicht hat sich Sykes seinen Kehlgesang ja für die Zugabe aufgehoben: Bei "Throne" holt er ihn noch mal raus. Und so endet die, wie Sykes erklärt, "größte Show, die Bring Me The Horizon in München gespielt haben", dann doch nicht so soft.

© SZ vom 16.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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