Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Volle Dröhnung

Peter Doherty mit neuer Band im Backstage

Von Janna Wolf

Keine spontane Absage, keine kuriose Ausrede, nicht einmal eine Verspätung: Peter Doherty erscheint pünktlich auf der Bühne im Backstage, dafür in Begleitung von seinem Hund. Der Vierbeiner lässt sich von dem Geschrei der Menschen nicht aus der Ruhe bringen, jagt seine Hundeleine und schnappt nach der Gitarre seines Herrchens. Schlussendlich überlässt der Husky die Show aber doch Doherty und seiner frisch gegründeten Band The Puta Madres. Die legen zunächst mit eigenen Liedern los, spielen aber auch einige Stücke von Dohertys Soloalben. Dazu gibt es viel Improvisation.

Doherty und der spanische Gitarrist Jack Jones wechseln sich in den Soloparts ab, ergänzen sich, schaukeln sich gegenseitig hoch. Neben Dohertys typisch schräg-schrillem Gitarrensound ist da aber auch etwas Neues: ungewöhnlich harmonisch klingende Keyboardklänge. Der 40-Jährige wirkt, als hätte er sein langjähriges Drogenproblem tatsächlich im Griff, spielt eine Stunde - abgesehen von kurzen Trinkpausen - fast ununterbrochen. Dann scheint das Konzert plötzlich vorbei: Doherty wirft mit wild schlenkernden Bewegungen zunächst seinen Mikrofonständer und anschließend den seines Gitarristen um und verlässt gemeinsam mit der Band genervt die Bühne. Doch es dauert nicht lange, dann sind alle wieder da.

Mit "You're My Waterloo" spielen sie einen Klassiker von Dohertys Urband The Libertines. Danach wollen die Zuschauer den Rockmusiker noch weniger gehen lassen. 20 Minuten schreien, klatschen und pfeifen sie nach einer Zugabe. Die Ersten haben den Raum schon verlassen, als die Band noch einmal wiederkommt und die lautstark geforderten Hits "Fuck Forever" und "Killamangiro" von den Babyshambles spielt. Doherty selbst verlässt die Bühne allerdings noch, bevor das letzte Lied endet. Dem Sänger reicht es, die Band hätte dagegen gerne weitergespielt, während die Zuschauer sowieso nicht genug bekommen können, wenn Doherty tatsächlich einmal auf der Bühne steht.

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Quelle:
SZ vom 23.05.2019
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