Kurzkritik:Viel Charme

Lortzings "Zum Groß-Admiral" am Prinzregententheater

Von Klaus Kalchschmid

Von Alberts Lortzings Singspielen werden "Zar und Zimmermann", "Der Wildschütz" und "Der Waffenschmied" immer wieder aufgeführt. Die Komische Oper "Zum Groß-Admiral" von 1847 kam zwar 1879 an den Gärtnerplatz, dann aber wurde es bis zur Wiederbelebung in Annaberg-Buchholz vor wenigen Monaten still um die Komödie über einen lebenslustigen Kronprinzen, der spätere Heinrich V. Nun konnte sie bei ihrer konzertanten Aufführung im Prinzregententheater mit Rundfunkorchester und BR-Chor unter Ulf Schirmer musikalischen Reiz entfalten.

Erster und dritter Akt spielen bei Hofe, der zweite in der Seemanns-Kneipe "Zum Großadmiral", was dem Prinzen als Code-wort dient, um sich dem Hofzeremoniell zur Feier des Geburtstages zu entziehen. In der Spelunke spinnt Wirt Copp Movbrai gehörig Seemannsgarn, woraus Bassist Martin Blasius schon in seiner Auftritts-Arie herrlich komische Funken schlägt. Heinrich (Bernhard Berchtold) gefällt sich als verkleideter Matrose, hält die Gesellschaft frei, muss sich aber auch allerlei Kritisches über seine Herrschaft, Krieg und Krone anhören. Dabei spielt Graf Rochester (Jonathan Michie) im Auftrag von Heinrichs Gattin Catharina (Anett Fritsch) ein doppeltes Spiel. Er lässt dem Kronprinzen die Börse stehlen, auf dass dieser verdächtigerweise mit einem kostbaren Ring zahlen muss. Der Verhaftung folgt im dritten Akt die Aufklärung. Reuevoll verspricht Heinrich, sich künftig allein seinen Pflichten als Herrscher und Gatte zu widmen.

Weil Albert Lortzing alle Figuren liebevoll und mit Ironie behandelt, entfaltet das Ganze einen musikalischen Biedermeier-Charme in den Duetten; darunter das zwischen Page Eduard und Betty, der er als Musiklehrer den Hof macht in der wohl schönsten Nummer der Oper. Sie wird gesungen von zwei zauberhaften jungen Sopranistinnen: Julia Sophie Wagner und Lavinia Dames.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: