Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Vertrauenswürdig

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Bei ihrem Konzert in der Olympiahalle zeigt Sarah Connor, dass sie ein Vollprofi im Business ist, man ihr aber trotzdem so ziemlich alles glauben kann

Von Ralf Dombrowski, München

Die Menschen glauben ihr. Als Sarah Connor zwei Kinder auf den Laufsteg der Olympiahalle holt, die eine hübsch gebastelte Pappe mit viel Einhorn und Regenbogen hochgehalten haben, wird sie vom gleich aufgefordert, ob sie nicht bei einem Video für das von ihnen erträumte Tierheim mitwirken wolle. Die Menschen vertrauen Connor - und das ist etwas Besonderes, denn Sarah Connor ist im Entertainment-Business. Sie präsentiert eine dramaturgisch, musikalisch und auch optisch-klanglich perfekte Show. Sie weist sich damit als Profi eines Geschäfts aus, das in seinem Selbstverständnis eher für Fassade und Profit als für Originalität und Altruismus bekannt ist. Trotzdem gelingt es der Sängerin aus Delmenhorst, sich die Publikumsnähe zu erhalten und allen Zuhörern in der ausverkauften Halle das Gefühl zu geben, sich auch um deren Welt zu kümmern. Sie macht das mit klaren Botschaften über Liebe und Verlust, Toleranz und innerer Kraft, die poetisch kaum Spielraum für Interpretation lassen.

Vor allem aber leitet Sarah Connor ein effektvolles und enorm unterhaltsames Bühnenteam an, das über zweieinhalb Stunden hinweg die Spannung hält. Zur Kernband mit Jazzprofis wie dem Gitarristen Torsten Goods oder dem Percussionisten Rhani Krija gesellen sich Background-Gesang, ein Streichersatz und ein Gospelchor, je nach Pathosbedürfnis variabel eingesetzt. Quasi persönliche Miniaturen im Duo wie "Das Leben ist schön" oder "Flugzeug aus Papier" wechseln sich mit opulenten Medleys ab, die schon mal Soul-Klassiker wie "As" von Stevie Wonder mit ins Programm nehmen, um am Ende zu "From Zero To Hero" zu führen. Es ist von vielem etwas dabei, Clubsound und Umarmungs-Hymne, Handy-LED-Ballade und funky Pop, das Familienprogramm und die singende Verneigung vor dem geduldigen Ehemann. Das ist großes Show-Kino, der nächste Termin in der Olympiahalle im März 2021 ist schon gebucht. Bis dahin tourt Sarah Connor weiter und gibt vielen Menschen Kraft.

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Quelle:
SZ vom 11.11.2019
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