Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Verstörend schön

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Beim Opernstudio im Cuvilliés trumpft der Nachwuchs auf

Von Klaus Kalchschmid, München

Wenn man gleich zwei Russinnen im Opernstudio hat, dann bietet sich ein exquisites slawisches Repertoire wie Nikolai Rimski-Korsakovs "Die Zarenbraut" für das traditionelle Festspielkonzert des Nachwuchses geradezu an. Ausschnitte aus "Don Giovanni", "Carmen" und "Manon" setzten dem halbszenischen Abend (Einrichtung: Theresa Schlichtherle) im Cuvilliéstheater, am Flügel kompetent begleitet von Olga Federova und André Callegaro, freilich ebenfalls Glanzlichter auf.

Der Augsburger Bariton Johannes Kammler - gerade erst sehr präsent beim Festspiel-"Oberon" - gibt beeindruckend unangenehm den Macho Grasnoj, bevor Mezzo Alyona Abramova als Ljubascha ihn ob seiner Zurückweisung unnachgiebig zur Rede stellt, die Sopranistin Anna El-Khashem sich verstörend schön und berührend in den Wahnsinn singt und am Ende Grasnoj der Ljubascha den Todesstich versetzt. Auch im "Don Giovanni" wird ein Bogen geschlagen von der Erzählung Donna Annas (Selene Zanetti mit großem, leuchtendem Sopran) ihrer Nacht mit Giovanni (Johannes Kammler) über Don Ottavios "Il mio tesoro" (Joshua Owen Mills) und das köstliche Fessel-Duett Zerlina/Leporello aus der Wiener Fassung bis hin zum Finale mit dem Komtur (Igor Tsarkov).

Der Bassbariton Milan Siljanov ist neben El-Kashenm als selbstbewusster Zerlina ein ebenso gewitzter Leporello wie erotisch angefixter Lescaut und der überragend stimm- und gestaltungssichere Escamillo. Im "Carmen"-Potpourri kommen beim Schmuggler-Quintett die Ensemble-Qualitäten des Opernstudios zum Tragen und gibt Niamh O'Sullivan eine Carmen, die an erotischer Ausstrahlung noch hinzugewinnen wird.

In Jules Massenets "Manon" zeigt der Mexikaner Galeano Salas, wie viel Tenor-Gen in ihm steckt und singt einen glanzvoll strahlenden Des Grieux, dem er freilich nicht so viel Druck in der Stimme geben müsste. Paula Iancic hat den leichten Sopran für die Manon und harmoniert mit Salas aufs Schönste.

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Quelle:
SZ vom 26.07.2017
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