Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Verführerisch

Countertenor Xavier Sabata im August-Everding-Saal

Von Klaus Kalchschmid, Grünwald

Was für eine feine Zugabe nach zehn unterschiedlichsten barocken Opernarien um Alexander den Großen als zorniger Feldherr oder Männerliebender: Zuckersüß geschmeidig begleitet von fünf Streichern und Dani Espasa am Cembalo, singt Xavier Sabata im Grünwalder August-Everding-Saal "Morgen!", als hätte Richard Strauss sein berühmtes Lied extra für den katalanischen Countertenor und seine so warm und verführerisch timbrierte hohe Männerstimme komponiert. Irgendwie passt das freilich zum Abend, der wie die kürzlich erschienene CD unter dem Motto "L'Alessandro amante" stand, was man mit "Alexander, der Liebhaber" übersetzen könnte.

Gleich zu Beginn wird dieses Motto aufs Schönste musikalisch bekräftigt, singt da doch General Hephaistion von den schönen Augen, den goldenen Haaren und der unerreichbaren Brust seines engsten Freundes Alexanders, dem er auch Leibwächter ist. Dieser antwortet in derselben Oper "L'Eulo festeggiante nel ritorno d'Allessandro Magno dall'Indie" von Giovanni Battista Bononchini mit einer sehnsüchtigen Melodie aus dem Krieg: "Chiare faci al di cui lume della notte il fosco orrore fuggitivo giìa spari - In der Morgendämmerung verschwindet der Horror der Nacht." Zunächst nur vom Cello begleitet, bleibt auch später die Begleitung hier ganz sparsam und verhalten.

Weil in Grünwald das Barock-Ensemble "Vespres d'Arnadí" mit Dani Espasa am Cembalo nur neunköpfig auftritt, fehlt Trompetenglanz, was nicht heißen soll, dass es ausschließlich zarte Liebes-Arien wie Pescettis sanft fließendes "Serbati a grande imprese" oder zwei zauberhafte Arietten Antonio Draghis von 1687 gibt. Xavier Sabata zieht in "Vano amore" aus Händels "Alessandro", in Porporas "Destriar ch'all'armi usato" vor der Pause oder in der ersten Zugabe ("Spirti fieri alla vendetta" aus Mancinis "Allessandro il Grande in Sidone") alle Register, was brillante Koloraturen, Stimmumfang und vokale Attacke angeht.

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Quelle:
SZ vom 08.03.2019
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