Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Unter Strom

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"Revolverheld" unplugged in der Münchner Olympiahalle

Von Xenia Schmeizl, München

Eine Viertelstunde nach Abpfiff will sich Fußballfan Johannes Strate doch einmal nach dem Endstand des Fußball-Länderspiels erkundigen. "4:1? Das ist ja spektakulär. Lass uns doch mal da hingehen." Keine zehn Kilometer Luftlinie ist die schwarz-rot-gold leuchtende Allianz Arena von der Olympiahalle entfernt, in der die deutsche Nationalelf Italien gerade besiegt hat. Ans Gehen denkt aber niemand - die Fans haben noch lange nicht genug von ihren Revolverhelden.

Drei Akte gliedern das MTV-unplugged-Konzert: Zu Beginn sieht man die Band auf einer Art Insel inmitten des Publikums, wo sie bekannte Hits wie "Ich werd' die Welt verändern" und "Spinner" spielen. Schnell wird klar: Die Band braucht weder E-Gitarre noch Keyboard, gerade ohne Strom schaffen es die Künstler, das Publikum mitzureißen. Beim zweiten Akt können sich dann die Fans in der ersten Reihe freuen, denn Strate und Co. performen nun auf der Hauptbühne. Das Motto "Immer in Bewegung" wird mit dem gleichnamigen Song in die Tat umgesetzt: Der Frontmann tanzt auf der Bühne umher, schnappt sich ein Tamburin und animiert die Zuschauer zum Mitklatschen. Ein Überraschungsgast ist der ehemalige James-Bond-Bösewicht Götz Otto, der zu den rockigen Klängen von "Das kann uns keiner nehmen" seine Mundharmonika erklingen lässt.

Der dritte Akt bildet den Höhepunkt des Konzerts - auch wegen des Streichquartetts, das den bekannten Songs eine besondere Note verleiht. Das Lied "Ich lass für dich das Licht an" widmen die Künstler ihrem just verstorbenen Freund und Kollegen Roger Cicero. Strate fordert das Publikum auf, die Handy-Taschenlampen anzuschalten - die Olympiahalle verwandelt sich in ein Lichterzelt. Die Fans singen jede einzelne Textzeile mit. Ein emotionaler Moment. Ob die Fangesänge in der Allianz Arena das übertreffen konnten? Sehr unwahrscheinlich.

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Quelle:
SZ vom 31.03.2016
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