Kurzkritik:Unkaputtbar

Der Comedian Atze Schröder nimmt Maß im Lustspielhaus

Von Oliver Hochkeppel

"Keiner weiß, was hier passiert, ich auch nicht", sprach Atze Schröder im Lustspielhaus. Der Comedian, der nach Mario Barth wohl die größten Hallen bespielt, präsentierte sich mal wieder "hautnah" auf kleineren Bühnen, um sein Publikum "zu befragen" und Ideen für sein neues Programm zu sammeln. Am Ende kam natürlich doch ein typischer Atze-Schröder-Auftritt heraus, vielleicht ein bisschen unstrukturiert und spontaner als sonst. Pure Stand-up-Comedy also.

Er kommt halt - wahrscheinlich selbst privat - nicht mehr aus dieser Nummer heraus, aus dem wandelnden Herrenwitz mit Wuschelkopf-Perücke und getönter Fliegerbrille. Alle erwarten von ihm den "Schwer in Ordnung"-Proll mit den eindeutigen Zweideutigkeiten, den "Weiber"-Geschichten und den geschmacklichen Tabubrüchen wie dem Loblied auf die "Milfs". Immerhin konnte man diesmal kurz in die Werkstatt schauen und sehen, wie Atze Schröder nach 20 Jahren im TV-Betrieb selbstreferenziell und auf Zuruf ("Wer ist heiß im deutschen Fernsehen?") zu seinen Geschichten kommt.

Die dann teilweise tatsächlich viel lustiger waren als beim Gros der Comedy-Kollegen. Weil Schröder eben nicht nur parodieren, Dialekt sprechen und seinen Körper einsetzen kann, sondern eine eigene Pott-Assi-Sprache erfunden hat, die so drastische wie komische Umschreibungen und Bilder generiert. Wie beim Running Gag der utopischen Dessous-Größe 34, wohingegen man bei den meisten "so ein Mutterschiff erst mal gewendet kriegen muss". Am nachhaltigsten funktionierte das, wenn er aus Schaumschlägereien die Luft rausließ, so wie bei der bereits fertigen Wein-Angeber-Nummer fürs neue Programm, in dem es - haha - viel um Niveau gehen soll. Schneidet jemand mit Lage und Abgang auf, "kommt man am besten immer von oben", und die auf andere Bereiche bestens übertragbare Antwortmethode muss lauten: "Ich trinke ja keinen Industriewein mehr. Das frisst mich innerlich auf. Die meisten Châteaux verfügen über gar kein Château mehr. Ein guter Wein unter 300 Euro die Flasche ist ja praktisch gar nicht möglich." Anzunehmen, dass Schröder also auch weiterhin humortechnisch höchst erfolgreich an die niederen Instinkte appelliert.

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