Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Überzeugend

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Indie-Pop aus Salzburg: "Please Madame" in München

Von DIRK WAGNER, München

Derweil die österreichische Popmusik aktuell sehr erfolgreich von deutschsprachigen Künstlern wie Bilderbuch oder Wanda repräsentiert wird, prägen in Salzburg andere Sounds die heimische Szene. Die eher an die USA erinnernden Steaming Satalites zum Beispiel, die sich aktuell mit ihrem Album "Back From Space" zurückmelden. Diese Band, die im Vorprogramm schon etabliertere Indie-Stars wie Portugal The Man alt aussehen ließ, ist dann auch ein wenig Inspiration für das Setting einer anderen aufsteigenden Band aus Salzburg: Please Madame. Auch deren Gitarristen verstärken etwa auf zusätzlichen Trommeln das Rhythmusspiel ihres Schlagzeugers. Was auf ihrem Gig im Orangehouse die ohnehin großartige Konzertstimmung mitreißend steigert.

Begonnen hatte das 2015 als "österreichischer Newcomer des Jahres" gefeierte Quartett als Metal-Band, die ihre Wurzeln in der Musik von Metallica sah. Dann kürzten die Jungs ihre Gitarrensoli ein und mischten neue Pop-musikalische Einflüsse zu einem Indie-Pop-orientierten Sound zusammen. Falsett-Gesänge und Clubsounds werden nunmehr von einem Gitarrenspiel begleitet, das, von zahlreichen Effekt-Geräten verfremdet, neue Klangmöglichkeiten des Saitenspiels auslotet. Womit die Musik durchaus auch experimentelle Züge birgt, die sich samt anderer elektronischer Klangspielereien auch in herausfordernden Rhythmen ausdrücken.

Trotzdem bleibt die Musik von Please Madame in ihrer Gesamterscheinung tanzbar, weswegen der nunmehr an Arctic Monkeys und Editors anknüpfende Sound ihres neuen Albums "Young Understanding" auch im Orangehouse ob seiner Party-Tauglichkeit überzeugt. Entsprechend ausgelassen feiert eine leider nur kleine Zuschauermenge das Konzert der Österreicher, denen nach solch aufregendem Auftritt auch außerhalb Österreichs besser besuchte Konzerte gegönnt seien. Zumal der überwiegende Teil der Zuschauer ohnehin selbst aus dem Salzburger Land angereist zu sein scheint.

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Quelle:
SZ vom 18.05.2018
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