Kurzkritik:Überwältigend

London Symphony Orchestra mit Khatia Buniatishvili

Von Andreas Pernpeintner

Was für ein Auftritt, den Khatia Buniatishvili mit dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von Gianandrea Noseda hinlegt. Tschaikowskys erstes Klavierkonzert. Überprobt haben Buniatishvili und die Londoner die gemeinsame Darbietung nicht. Beim berühmten Beginn ist man sich etwas uneins, welches Tempo das gewünschte sei. Die Pianistin will es etwas schneller, das Orchester, obwohl jung besetzt, bequemer. Doch ist es einfach wunderbar, wie agil Buniatishvili dieses Konzert in der Philharmonie spielt. Mit hübschen Freiheiten in den agogischen Details, ohne zu übertreiben. Lyrisch Melodisches zeichnet sie mit Hingabe nach, nie schwülstig, sondern dosiert und leuchtend im Diskant. Und die fein dahinhuschenden Begleitpassagen des Klaviers fasst sie - bei aller Virtuosität, die es auch hier braucht - herrlich zart an. Nicht in jeder Nuance vermag das Orchester der Pianistin zu folgen. Doch selbst auf der Detailebene ist man sich bald besser einig als zu Beginn - in den großen Klanggesten sowieso.

Schostakowitschs siebte Symphonie ist ein großes Gegengewicht zu Buniatishvilis grandiosem Auftritt. Aber was bedeuten bei dieser Symphonie schon Größe und zeitliche Ausdehnung. Sie ist überwältigend. Überwältigend in ihrer Dramaturgie, in ihrer schieren Länge, in ihrer Ruhe, in der mächtig gesteigerten Wucht der aus der kaum hörbar geschlagenen kleinen Trommel erwachsenden "Invasionsepisode". Noseda und die Londoner interpretieren das sehr gut, mit höchster Präzision im Streicherapparat und mit einer wirklich beglückenden Qualität in den Bläserstimmen.

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