Kurzkritik:Teuflisch

BR-Symphoniker mit Strawinskys "Geschichte vom Soldaten"

Von Klaus Kalchschmid

Igor Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" für sieben Musiker, einen Vorleser, zwei Sprecher, Tänzerin (Prinzessin) und Tänzer (Teufel) ist ein wenig aus der Zeit gefallen. Vor hundert Jahren war dieses "arme", einfache Volks-Theater, das ursprünglich vom Komponisten sogar für eine Aufführung unter freiem Himmel vorgesehen war, etwas Neues. Heute hat dieses als Auftragsarbeit im Schweizerischen Exil komponierte musikalische Märchen eine gewisse Patina angesetzt, seine Musik jedoch klingt immer noch erfrischend schräg und plastisch, dabei harmonisch reich gewürzt.

Wenn freilich alle Sprech-Partien von einem begnadeten Komödianten wie Ilja Richter übernommen werden, stellt sich in pausenlosen 85 Minuten im ausverkauften Max-Joseph-Saal beim Kammerkonzert mit Solisten der BR-Symphoniker keine Langeweile ein. Vielmehr folgt man gebannt oder auch amüsiert dem Geschehen um einen Soldaten, der sich mit dem Teufel einlässt, die geliebte Geige gegen Reichtum eintauscht und am Ende auch seine mühsam errungene Prinzessin wieder verliert, wenn er am Ende eine ebenso reale wie imaginäre Grenze überschreitet und endlich ganz dem Teufel anheimfällt.

Damien Bachmann (Klarinette), Susanne Sonntag (Fagott), Hannes Läubin (Trompete), Hansjörg Profanter (Posaune), Markus Steckeler (Schlagzeug), Johanna Pichlmair (Violine) und Lukas Richter (Kontrabass), allesamt Mitglieder der BR-Symphoniker, haben großen Spaß an Tanz-Rhythmen wie Tango, Walzer oder Ragtime, an falschen Chorälen, königlichen Märschen oder der schillernden Musik des Teufels und servieren das alles mit spielerischer, raffinierter Eleganz.

Aber auch Ilja Richter genießt die Rolle des Erzählers, der in verschiedene weibliche und männliche Rollen schlüpft. Er spricht den schon im Original schweizerischen Soldaten mit entsprechendem Dialekt und beherrscht auch ansonsten die verschiedensten Tonfälle wie den einer in den höchsten Tönen greinenden alten Frau virtuos.

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