Kurzkritik:Tanzbodenromantiker

"Bodi Bill" aus Berlin begeistern beim Theatron

Von Martin Pfnür

Als Bodi-Bill-Sänger Fabian Fenk das Publikum im Rund des Theatrons mit einem dezent vergifteten "Willkommen beim Fernsehgarten 2019!" begrüßt, ist das natürlich vor allem ein spöttischer Kommentar auf die wuselige Freizeitatmosphäre, die an diesem selten schönen Augustabend im Idyll des Olympiaparks zwischen den sattgrünen Hügeln auf der einen und dem bunt leuchtenden Volksfest auf der anderen Seite des Sees herrscht. Die Musik seiner Band kann er dabei jedenfalls nicht meinen. Denn die bezirzt in diesem Umsonst-Konzert im Rahmen des Theatron-Musiksommers mit einer über jede Fernsehgarten-Seichtheit erhabenen Tiefe, wie man sie im breiten elektronischen Segment nur selten vorfindet.

Es ist eine wunderbar eigene Form der Tanzbodenromantik, die das erst kürzlich nach acht Jahren auf diversen Solo-Pfaden (unter anderem als The/Das) wiedervereinigte Trio aus Berlin evoziert. Eine Romantik, die sich ebenso aus der Fusion digitaler und analoger Mittel wie aus dem grandios flehentlichen Soul in Fenks Stimme speist.

Der wirkt in seiner kurzen Sporthose und seinem Schlabbershirt zwar eher wie auf dem Weg zum Feierabendkick unter Freunden, glänzt dabei jedoch als Sänger mit einer Hingabe, die den immer wieder anrührend elegischen Charakter dieser Musik aufs Schönste veredelt.

Sei es in Form der neuen Single "What If", die mit filigran strahlenden Synthie-Kaskaden und elegant synkopierter Rhythmik gleichermaßen auf Herz und Beine abzielt. Sei es in Form eines alten Songs wie "Very Small", den Fenk an der E-Gitarre und der multibegabte Alex Stolze an der Violine als gleichsam zarte, tieftraurige und fast schon kammermusikalische Ballade beginnen, ehe er von Anton Feist an der Elektronik unter großem Jubel im Publikum auf den Dancefloor geführt wird.

Eine Dynamik, so kühn und überrumpelnd, dass man davor nur den Hut ziehen kann.

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