Kurzkritik:Süßer Grusel

Addams-Family-

Die Addams-Ahnen, Jahrhundete alt und noch sehr munter.

(Foto: Rolf Ruppenthal)

Die "Addams Family" zu Gast im Deutschen Theater

Von Egbert Tholl

Dass die ganze Angelegenheit Kult ist, merkt man bereits, bevor es richtig losgeht: Das Leitmotiv der Musik erklingt, das eiskalte Händchen fingert durch den Vorhang, das Publikum schnippt und klatscht mit. Das Händchen kehrt zwar nicht wieder, weil freilaufende Gliedmaßen im Kino und im Fernsehen einfach leichter darzustellen sind als auf der Bühne des Deutschen Theaters, aber es hinterlässt eine Aura des Vertrauten. Und das selbst wenn man die der Geschichte zugrunde liegenden Cartoons nicht, die darauf basierende Schwarz-Weiß-Fernsehserie nur ein bisschen und den Kinofilm kaum kennt.

Nun ist die "Addams Family" als Musical in München zu Gast, in einer blitzsauberen Tourneeproduktion von Joachim Arnold, inszeniert vom bald scheidenden Operndirektor das Salzburger Landestheaters, Andreas Gergen. Als Werk an sich ist das Stück ein bisschen ungewöhnlich, fast mehr ein Schauspiel mit Musik als wirklich ein Musical. Es muss halt doch viel erzählt werden von den beiden Familien, die eine spießig, die andere morbid, aber ungemein herzlich. Und da das dunkelschwarz Skurrile aller Addams' eine Art Grundverabredung ist, muss die Inszenierung darauf gar nicht mehr insistieren. Die sind halt so.

Das führt zu einer schönen Leichtigkeit des nicht unbedingt überstürzt kurzen Abends, der mit handgemachten und dadurch entzückenden Bühneneffekten nicht geizt. Auch die Musik ist, dank Tango und anderer lateinamerikanischer Klangderivate, erfreulich unklebrig (bis auf zu viel Kitsch am Ende), die Darsteller formen Figuren mit Witz, Leidenschaft und ohne viel Klischee, Uwe Kröger ist ein herzhafter Patriarch, Marianne Curn eine Tochter, die Liebreiz mit süßem Grusel verknüpft, und alle miteinander machen viel Freude.

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