Kurzkritik:Sprachbarrieren

Die Theaterinstallation "Shout out loud" im Blitz-Club

Von Christiane Lutz

Eine Theaterinstallation übers Laut- und Leisesein ausgerechnet im Blitz-Club zu realisieren, der Ort, an dem an Sound und Lautstärke getüftelt wird, ist zunächst eine schöne Idee. Regisseurin Karen Breece kündigt in "Shout out loud" eine Reflexion über Kommunikation und die Suche nach Verständigung zwischen Hörenden und Gehörlosen an. Beide Gruppen will die Performance ansprechen.

Karen Breece ist für kluge, empathische, akribisch recherchierte Doku-Teaterprojekte bekannt. Allerdings tut sie sich in dem Fall schwer, bei dem Rundgang durch den Club die Perspektiven der Hörenden und Gehörlosen künstlerisch spannend umzusetzen und erfahrbar zu machen. Wenn die Musik so laut aufgedreht wird, dass es im Körper wummert und die drei gehörlosen Performer (Nur Sera Beysun, Mathias Pointner und Chris Fonseca) mit dem Publikum tanzen, ist das ein schöner, verbindender Moment. Wenn allerdings die Performer Witze übers Gehörlossein erzählen, wundert man sich, wie wenig Breece ihrem hörenden Publikum zutraut. Als tauge die Information, Gehörlose verfügten über Selbstironie, zum künstlerischen Statement. Das lässt die gehörlosen Performer recht unemanzipiert dastehen. Die gehörlosen Zuschauer aber lachen.

Sicher ist es Teil des Konzepts, gerade diese Grenzen der Kommunikation und die damit verbundene Irritation spürbar zu machen. Es kann nie alles von allen verstanden werden. So wie dieser Text schon deshalb unvollständig sein muss, weil er nur die Wahrnehmung einer hörenden Zuschauerin ausdrückt. Es scheint aber, als stoße Breece als hörende Regisseurin bei "Shout out loud" selbst an eine Grenze im Austausch mit ihrem Ensemble, das sich am Ende selbständig macht und immer weiter Witze erzählt. Doch statt diese Grenze radikal zu thematisieren und sie künstlerisch zu nutzen, bleibt der Eindruck eines großen Missverstehens zwischen allen Beteiligten.

Breece versäumt zudem die Chance, ihren gehörlosen Performern eine wirkliche Bühne zu geben und sie ihr Recht auf Lautsein in der Gesellschaft und in der Kunst demonstrieren zu lassen. So, als wolle sie auf keinen Fall eine Seite übervorteilen. Davon hat am Ende aber niemand etwas. Schade.

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