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Das Trio "ScheinEilig" gewinnt den Fraunhofer Volksmusikpreis

Von Oliver Hochkeppel, München

Seit seiner Gründung 2008 war der Fraunhofer Volksmusikpreis kein schlechter Indikator für die Entwicklung der Neuen Volksmusik. Man muss dabei unweigerlich an den Glücksfall der Startausgabe mit Zwirbldirn, Kofelgschroa und La Brass Banda denken. Aber auch im Jahr darauf - danach wechselte man zum Zweijahres-Turnus - spiegelte der Sieg der Strottern die Blüte des Neuen Wienerlieds wider, sowie das Duo Catch-Pop String-Strong 2013 die generelle Innovationskraft der österreichischen Nachbarn. Die drei Säulen der Volksmusik-Renaissance - spieltechnische Exzellenz vor allem durch klassische Ausbildung, die Einbeziehung von volksmusikalischen Elementen aus aller Welt wie auch aus allen möglichen anderen Genres und Stile sowie der humorvolle Umgang mit der Musik bis hin zu fast kabarettistischen, oft kritischen Texten - ließen sich auch noch in den jüngsten Ausgaben des stets als Dreikampf inszenierten Preises erkennen.

Man durfte also gespannt und neugierig sein, was der Jahrgang 2019 hergeben würde. Und war hinterher doch ordentlich ernüchtert. Das "Akustik-Duo" Südsaitn von Eva Fenninger und Jo Miska kam vom spieltechnischen wie von der Güte der klischeebeladenen eigenen Stücke nicht über den Status bemühter Amateure hinaus. Speziell beim Bemühen, James Brown volksmusikalisch zu umarmen, wurde deutlich, dass es mehr als guten Willen braucht, um "funky" zu spielen. Schlimmer noch die Familienmusik Servi, die einen volksmusikalisch wie humortechnisch in die Sechzigerjahre zurückwarf.

So war es fürs Publikum wie für die Jury nicht schwer, das Trio ScheinEilig mit Martin, Johannes und Stefan Hegele in Rekordzeit zum Sieger zu küren. Sie trauten sich am meisten und konnten das auch musikalisch am überzeugendsten umsetzen. Etwa wenn sie den per Megafon in die Grammofon-Zeit zurückgebeamten Dreißigerjahre-Schlager "Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt'" auf Hubert von Goiserns "Hiatamadl" rauslaufen ließen oder "Das Wandern ist des Müllers Lust" mit Bon Jovis "Runaway" kreuzten. Aber auch bei eigenen Werken, durch die man jetzt zum Beispiel weiß, woher der Bartl wirklich seinen Most holt. Trotzdem war dies der bislang schwächste Volksmusikpreis-Abend, und das wirft - zumal bei nur gut zehn Bewerbern - Fragen auf. Ist die Welle der innovativen Neuen Volxmusik, des Volks-Pops am Abebben oder gar schon vorbei? Haben sich diesmal die guten Neuen einfach nicht beworben oder sind sie von der eigentlich äußerst sachkundigen und ausreichend heterogenen Jury übersehen worden? Spätestens in zwei Jahren wird man mehr wissen. Beim nächsten Fraunhofer Volksmusikpreis.

© SZ vom 12.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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