Kurzkritik:Schluss mit lustig

Die österreichische Rockband "EAV" auf Abschiedstour

Von Ralf Dombrowski

Die Erste Allgemeine Verunsicherung ist eine barocke Band. Es geht ihr um Eitelkeit, Vergänglichkeit, überhaupt den ganzen Ärger, der dem ungehemmten, lustvollen Leben entgegensteht. Und Klaus Eberhartinger ist der abenteuerliche Simplicissimus, der durch die Brille des mal zynischen, mal moralischen Schelms die Zeitläufte kommentiert. Kurz nach der Gründung stieß er in den frühen Achtzigerjahren zum Team und prägt seitdem mit seinem launig kabarettistischen Gesang, den hintergründig albernen Texten und der burlesken, bis ins Groteske reichenden Bühnenshow zusammen mit dem Gitarristen und musikalischen Kopf Thomas Spitzer die Außenwirkung der Band.

Eberhartingers Stärke ist das Lakonische, auch die beiläufige Übertreibung, und so fällt es ihm nicht schwer, im Rahmen der Abschiedstournee sich selbst ebenso in Frage zu stellen wie die Gewissheiten seines Publikums. Er redet viel zwischen den Liedern, über das Alter und den Tod, nimmt den Klerus ("Was ist gefährlicher? Internet oder Internat?") und das Vaterland, Bigotterie und falsche Toleranz, den "Nazi-Bazi" oder den modernen Neandertaler auf die Schippe und kann es nicht fassen, dass Politiker wie Donald Trump mit realsatirischer Veranlagung die Absurdität der EAV-Texte in der Wirklichkeit inzwischen übertreffen.

Überhaupt hat die ganze Combo im Deutschen Theater ihren Spaß am Abgesang der eigenen Geschichte und blödelt und kalauert sich munter durch die Phalanx der Partyhits vom "Banküberfall" bis zur "Fata Morgana", immer bestrebt, die Balance zwischen Nonsens und Botschaft zu halten. Das droht stellenweise ins Moralische zu kippen, wenn es beim "Trick der Politik" arg platt oder dem "Lied der Dankbarkeit" zwar wahr, aber pastoral wird. Doch die Jahrzehnte der Showerfahrung sorgen dafür, dass der Besinnung schnell die Betörung folgt. So lässt sich Eberhartinger zu Klängen des "Gevatters" aus dem Sarg grinsend von der Bühne tragen, was er mit der EAV im Sommer beim Tollwood noch wiederholen wird. Dann aber ist Schluss mit lustig, so es denn ein echter Abschied wird.

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