Kurzkritik:Punk lächelt

Laura Jane Grace und "The Devouring Mothers"

Von Anna Weiss

Laura Jane Grace ist eine beeindruckende Frau. Hochgewachsen und volltätowiert steht sie als Frontfrau ihrer Band Laura Jane Grace & The Devouring Mothers auf der Bühne der Backstagehalle und lässt einen wieder an Punk glauben. Sie spielt wild und schnell Gitarre, dazu singt, röhrt und brüllt sie die Songtexte ihres ersten Soloprojekts. Berühmt geworden ist sie mit ihrer Punkband Against Me!, die sie 1997 gegründet hat. Damals hieß Laura Jane Grace noch Tom Gabel. Der Sängerin wurde bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeordnet, mit dem sie sich nicht identifizierte. Dies gab sie 2012 der Öffentlichkeit bekannt und trat von da an auch als Frau auf.

Als Teenager war sie mehrmals mit der Polizei und Drogen in den Konflikt geraten, hatte die Wut im Punkrock kanalisiert und sich mit ihrer Band viele Fans erspielt - nach ihrer Geschlechtsumwandlung und einigen personellen Änderungen bei Against Me! nun das Soloprojekt von Grace. Am Bass steht Marc Jacob Hudson, der eine fast schon gleichgültige Lässigkeit an den Tag legt, während Grace ihre Gitarre malträtiert und ihr langjähriger Freund Atom Willard feinfühlig und zugleich brachial Schlagzeug spielt.

Laura Jane Grace lächelt viel beim Singen und unterhält sich gerne mit ihrem Publikum, das sie liebt. In den ersten Reihen jubeln ihr junge Menschen zu, zum Teil mit bunten Haaren, zum Teil mit den Themen beschäftigt, über die Grace singt und spricht: Liebe, Transsexualität, Zwischenmenschlichkeit, Akzeptanz und Wut. Die Intensität von Graces Bühnenpräsenz ist enorm hoch, der Song "Valeria Golino" vom Album "Bought To Rot" ist einer der Höhepunkte, der live viel besser klingt als auf Platte. Grace erinnert in ihrer Wildheit ein wenig an Patti Smith, ihre Stimme ist kräftig und stark. Grace widmet einige Songs ihren Freunden oder Fans, erzählt, wie das Stück "I Hate Chicago" entstand und schickt ihre Kollegen für den letzten Song von Against Me! von der Bühne und hängt sich eine Akustikgitarre um. "True Trans Soul Rebel", eine folkige Nummer, bewegt Herzen und Beine der Zuschauer, von denen sich danach einige mehr oder weniger verstohlen die Augen wischen. Laura Jane Grace lächelt.

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