Kurzkritik:Opulent

Peter Tilling und das "Ensemble Erranti" im Schwere Reiter

Von DIRK WAGNER

Mit einem opulenten Programm feiert die neue musikalische Leiterin des Schwere Reiter, Christiane Böhnke-Geisse, diese Woche eine regelrechte Wiederauferstehung jener schönsten Bühne Münchens für zeitgenössische Musik. Entsprechend gut besucht ist die Auftaktveranstaltung mit dem Ensemble Erranti unter der Leitung des Cellisten Peter Tilling. Tatsächlich gleicht sein Einstieg ins Programm dann auch jenem feierlichen Moment einer Osternachtfeier. Indem er nämlich seiner eigenen, auf einer späten Motette von Orlando di Lasso basierenden Komposition "Incip - Vide Homo" Enno Poppes "Schweiss" für Violoncello und Ensemble voranstellt, tauchen Tilling und sein Ensemble erst mit tiefen satten Tönen in eine Dunkelheit, die seine eigene hier uraufgeführte Komposition sodann mit lichtem Glockenklang aufreißt.

So, wie das Licht die Kirche in einer Osternacht flutet, schäumt es in diesem feierlichen Gedenken an den vielleicht bedeutendsten Komponisten Münchens aufhellend über und über. Facettenreich beleuchten Tilling und sein Ensemble dabei eine der letzten Motetten des einstigen Superstars. Und ganz wirkt es so, als wollte der Komponist zum Einstieg der neuen musikalischen Leiterin darauf hinweisen, dass München schon früher eine Musikstadt war, die es zu erhalten gilt. Das Programm aus Uraufführungen und Klassikern der Neuen Musik schließt mit der deutschen Erstaufführung von Tristan Murrails "Near Death Experience" für Ensemble und einem live manipulierten Video. Musik zum Hören und Sehen also. An diesem Mittwoch, 30. Januar, setzt Peter Tilling sein Gastspiel im Schwere Reiter fort. Mit dem Cellisten Benedict Klöckner spielt er dann Mauricio Kagels wirklich schweißtreibendes "Match".

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