Kurzkritik:Noble Party

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Der schillernde Pianist Josef Bulva im Herkulessaal

Von Klaus P. Richter, München

Künstlerische Comebacks haben meistens ihr eigenes Pathos. Beim Pianisten Josef Bulva gehört sicher die bewundernswerte Überwindung seiner schweren Handverletzung dazu, die jeden anderen aus der Bahn geworfen hätte. Vorher, als München zur heimlichen Hauptstadt der Republik avancierte, war er ein Stern zwischen den Jetset-People von Gunter Sachs bis Soraya. Aber auch Kritikerstar Joachim Kaiser zollte ihm alle Achtung.

Jetzt, wo er wieder im Konzertsaal feiert, geht die Party irgendwie weiter. Denn im Herkulessaal traf sich die Society, obwohl es - noblesse oblige! - diesmal um ein herzogliches Benefizkonzert zugunsten des großartig engagierten Hilfsvereins Nymphenburg ging, saßen aristokratische wie demokratische Granden in der ersten Reihe. Und Josef Bulva hatte sich für das Konzert ein schweres Programm vorgenommen: nach der seltenen ersten Klaviersonate von Bohuslav Martinů nahm er es mit Beethovens Waldstein-Sonate und der h-Moll-Sonate von Liszt auf.

Die spröden Quart-Quintklänge seines tschechischen Landsmanns Martinů übermalte Bulva im "Moderato"-Satz mit spätromantischer Klangaura, erzeugt mit viel Haltepedal auf dem besonderen Steinway-Modell, das er spielt. Beethovens orchestrales C-Dur-Opus ging er dagegen eher verhalten an, "pianissimo" wie es im Text steht - aber ohne dann den brausenden Sturm vor dem Seitenthema beherzt und überzeugend zu entfesseln. Auch die Prestissimo-Koda blieb unterkühlt - vielleicht Josef Bulvas Altersstil. Überhaupt setzt er, der schon früher eher ein analytischer Spieler war, mehr auf die Teile als auf den großen verbindenden Schwung.

Das bewährte sich dann bei Franz Liszts opus magnum, wo die Liquidation der Sonatenform aus der Wiener Klassik als rasantes Kaleidoskop ihrer Formteile zelebriert wird. Hier überzeugte Josef Bulvas Konzept, eine Variationenfolge zu gestalten, aber genauso im brillanten b-Moll-Fugato und den nachdenklichen lyrischen Episoden.

© SZ vom 05.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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