Kurzkritik:Neojazzer

Lesezeit: 1 min

Lukas Kranzelbinders "Shake Stew" in der Unterfahrt

Von Oliver Hochkeppel, München

Halbe Sachen pflegt er nicht zu machen, der Kärntner Jazzbassist Lukas Kranzelbinder. Seiner zur Eröffnung des Jazzfestivals Saalfelden 2016 gegründeten Band Shake Stew hat er von Anfang an ein "Corporate Design" in Gold verpasst, von den T-Shirts der Musiker über das Bühnenbild bis zur Covergestaltung. Zum ersten Album "The Golden Fang" hat er einen gleichnamigen Cocktail kreieren lassen. Vor allem aber hat er für sein doppelbesetztes Septett so viel an Ideen und Musik vorbereitet, das es in der kurzen Zeit des Bestehens bereits für zwei Alben und diverse Kooperationsprojekte gereicht hat. "Dadurch ist in der Band ein anhaltender Flow entstanden, wie es selten passiert", berichtet der Schlagzeuger Niki Dolp. Was alles zusammen nicht nur die österreichische Szene aufmischte, sondern gleich die internationale.

Und so bestreitet Shake Stew nun auch die letzte "Summer Week" in der Unterfahrt. Getreu dem eigenen Anspruch - keine halben Sachen - natürlich mit erwähntem Bühnenbild und jeweils eigenem Programm für jeden der fünf Tage. Wobei sich beim Auftakt Stücke des offiziell vorgestellten aktuellen Albums "Rise And Rise Again" mit denen des ersten Albums mischten. So oder so besitzen Kranzelbinders Kompositionen das gewisse Etwas, das diese Band unverwechselbar macht. Vor allem, weil er keine Angst vor dem Einfachen und dem Wohlklang hat. So ergibt die Mischung aus anspruchsvollsten Soli und komplexen Bläsersätzen (möglich durch das magische Dreieck Mario Rom, Clemens Salesny und Johannes Schleiermacher) mit schlichten Groove- oder Afro- Rhythmen, einfachen Blues-Harmonien und klaren Melodielinien mitreißende, sehr moderne Konsens-Musik.

Anders als etwa in Wien kamen beim Unterfahrt-Auftakt noch kaum Junge. Aber vielleicht ändert sich das ja noch an den nächsten Abenden, wenn dieser steile Neojazz auch noch in Richtung Stimmperformance, unbestuhlte Dance-Nummer und Surfersound geht.

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: