Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Mehr Risiko

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Bravouröses Goldmund Quartett im Prinzregententheater

Von Klaus Kalchschmid, München

Leider hatte es das Münchner Goldmund Quartett trotz hoher Qualität und reifer Leistungen im vergangenen Jahr nicht ins Finale des ARD-Wettbewerbs geschafft, vielleicht weil die vier jungen Männer teilweise zu sehr auf Sicherheit spielten. Doch nun konnten Florian Schötz, Pinchas Adt, Christoph Vandory und Raphael Paratore einmal mehr beweisen, dass sie sehr wohl risikobereit sind und eine Podiumsreife besitzen, wie sie Voraussetzung für einen Preis beim ARD-Musikwettbewerb ist. Im voll besetzten Prinzregententheater meisterten die vier jungen Musiker bravourös ein anspruchsvolles Programm mit Werken von Haydn, Beethoven und Schostakowitsch.

Schon im G-Dur-Quartett op. 54/1 von Joseph Haydn, einem Komponisten, dem auch die exzellente Debüt-CD des Goldmund Quartetts gewidmet ist, wurde ein exquisites Spiel hörbar, das zugleich plastisch und immer rund geformt ist. Kein Primarius sticht da heraus, kein Cello spielt sich in den Vordergrund, sondern vielschichtige Homogenität ist oberstes Gebot. Natürlich verträgt, ja fordert Ludwig van Beethoven einen radikaleren Zugriff, und den verweigert das Goldmund Quartett beim zweiten der Rasumowsky-Quartette op. 59 denn auch nicht, prescht im dahinjagenden Presto-Finale brillant über alle Hindernisse, nicht ohne zuvor das Molto Adagio bis in die geheimsten Tiefen auszuloten. Im op. 117 von Dmitri Schostakowitsch, bei dem die fünf Sätze ineinander übergehen, erlaubten sie zuvor dem Zuhörer eine vielschichtige emotionale Erfahrung, indem sie sowohl der Innigkeit in den langsamen Sätzen einen fein schraffierten Ausdruck verliehen wie sie im ausgedehnten Finale den hier gar nicht so bitteren Humor auskosteten.

Mit der Zugabe des traumhaft schön gespielten langsamen Satzes aus Joseph Haydns allererstem Quartett verführten die vier Münchner die Zuhörer endgültig, bevor sie ihnen mit einer launigen Schrammel-Petitesse ein Lächeln aufs Gesicht zauberten.

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Quelle:
SZ vom 07.03.2018
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