Kurzkritik:Magisch

Ovationen für die Geigerin Isabelle Faust

Von Harald Eggebrecht

- Robert Schumanns Violinkonzert hat ein bitteres Schicksal des Verkennens, Versteckens und Geringschätzens hinter sich. Es wurde sogar verdächtigt, Dokument von Schumanns geistiger Zerrüttung zu sein. Inzwischen aber wird es, wie im Prinzregententheater geschehen, mit Ovationen bedacht. Das heißt, gefeiert wurde die wunderbare Isabelle Faust, die dieses ungemein schwierig zu realisierende Werk, alle verzaubernd, mit dem Münchener Kammerorchester unter Clemens Schuldt darstellte.

Alle Bedenken, schon von Clara Schumann und Joseph Joachim vorgebracht, die bis zur Uraufführung 1937 verhinderten, dass das Stück überhaupt zur Kenntnis gelangte, sind null und nichtig. Nein, dieses Konzert lebt von Beleuchtungswechseln, mit denen Schumann das Themenmaterial in immer anderem Licht erscheinen lässt. Das setzte Isabelle Faust mit wachsender Spannung souverän um. Der langsame Satz verlangt höchste Piano- und Pianissimo-Intensität aller, um jenes geisterhafte Klangschweben, das in immer größere Ferne rückt, zu beschwören. Und für den Stolz und die Grandezza der finalen Polonaise braucht es poetische Kraft. Isabelle Faust und das Orchester lösten zu Recht Begeisterungsstürme aus, denen sie mit einer hinreißend leisen Arabeske von György Kurtág dankte.

Das MKO eröffnete die neue Saison mit Bohuslav Martinůs Sinfonietta so vergnüglich lichtdurchflutet, wie es das diesjährige Motto "vorwiegend heiter" verspricht. Auch die deutsche Erstaufführung von Vito Žurajs "Overhead" gelang in ihrer Klangsplittrigkeit witzig. Zum Schluss Wolfgang Amadé Mozarts letzte Symphonie, die Jupiter-Symphonie. Clemens Schuldt agierte mit ganzem Körper, liebkoste im Cantabile manchmal geradezu die verschiedenen Orchestersektionen, hielt sonst auf rhythmische Reaktionsschnelligkeit, federnde Dynamik ohne Schwerfälligkeit und auf Verständlichkeit des musikalischen Geflechts. Riesenbeifall.

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