Kurzkritik:Mädchen von nebenan

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Die österreichische Sängerin Christina Stürmer mit ihrer Band in der Tonhalle

Von Janna Wolf

Wenn Christina Stürmer die Bühne betritt, sieht sie nicht aus, wie eine mit zwei Echos ausgezeichnete Sängerin, sondern eher wie das sympathische Mädchen aus der Nachbarschaft, mit dem man gerne einmal um die Häuser ziehen möchte. Dann fängt die Österreicherin an zu singen, und schnell zeigt sich, dass sie auf die Bühne gehört. Bei ihrem Konzert in der Tonhalle verlässt sie die schützende Empore allerdings und spielt einige Lieder unplugged inmitten der Zuschauermenge. Christina Stürmer gibt sich nahbar und bodenständig, zwischen den Songs plaudert sie wie mit einer guten Freundin über ihre erste Liebe Christoph, ihr erstes eigenes Auto und ihren geheimen Berufswunsch Kindergärtnerin. Die unterhaltsamen und witzigen Erklärungen zu ihren Liedern, nehmen den Texten ein wenig das Klischeehafte. Zurück bleiben viel Romantik und noch mehr Gefühl - worauf Stürmer aber glücklicherweise nicht weiter herumreitet.

"Ich habe beim Songschreiben viel über die vergangenen sechzehn Jahre nachgedacht und alles noch einmal Revue passieren lassen", sagt Stürmer über ihr aktuelles Album "Überall zu Hause". Der Blick zurück ist auch beim Konzert spürbar. Stürmer spielt nicht nur neue Stücke, sondern auch einen Song von ihrer allerersten Tournee und schließlich sogar das Lied, mit dem alles begann, mit dem sie 2003 in der Casting-Show "Starmania" den zweiten Platz holte: "Ein Kompliment" von den Sportfreunden Stiller. Als "Sportfreunde Chrissi" zeigen die Sängerin und ihre Band, dass sie es trotz den aktuell eher ruhigeren Liedern auch immer noch richtig krachen lassen können. Stürmer hüpft jugendlich über die Bühne und zeigt ein scheinbar niemals endendes Lachen - kaum zu glauben, dass die Österreicherin schon 36 Jahre alt und Mutter einer dreijährigen Tochter ist.

Zum Abschluss gibt es mit dem Song "Engel fliegen einsam" noch mal große Emotionen. "Das ist unsere kleine Tradition", sagt Stürmer. Vor allem jedoch gibt es ein spektakuläres Gitarrensolo. Schade eigentlich, dass die Band nicht früher gezeigt hat, was sie drauf hat.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir fälschlicherweise geschrieben, dass Christina Stürmer 2003 das Finale von "Starmania" gewinnen konnte. Korrekt ist, dass sie den zweiten Platz belegte. Sieger der ersten Staffel war Michael Tschuggnall.

© SZ vom 16.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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