Kurzkritik:Lieder einer Ausstellung

Kunst, Text, Musik mit Jutta Koether und Kim Gordon

Von Jürgen Moises

Sie ist nicht nur eine Malerin, sondern auch Performerin und Musikerin. Außerdem hat Jutta Koether als Journalistin für Zeitschriften wie Spex und Texte zur Kunst geschrieben. Dass vor allem die Musik bei der in Berlin und New York lebenden Künstlerin eine zentrale Rolle spielt, das konnte man noch bis zum Wochenende in der Jutta-Koether-Retrospektive im Museum Brandhorst sehen. Da hingen etwa Bilder aus ihrer "Blues"-Serie an der Wand sowie weitere Werke, die als Motive Musiker wie Robert Johnson oder Peaches zeigen.

Jedenfalls war es da nur konsequent, zum Abschluss der Ausstellung noch einmal konzentriert Jutta Koethers Bezug zur Musik, Performance und Theorie ins Blickfeld zu rücken, was an zwei Tagen in den Kammerspielen und in der Kunstakademie geschah. So konnte man sie etwa am Freitagabend live mit Kim Gordon erleben, der ehemaligen Sängerin und Bassistin der legendären Noiserock-Band Sonic Youth. Gemeinsam führten sie eine Text-Musik-Performance auf, bestehend aus vier "Noise-Porträts", die verschiedenen Personen gewidmet waren. Die sich abwechselnden, oft auch überlagernden deutschen und englischen Texte klangen wie Alltagsbeobachtungen, Tagebuch-, Brief-, Theorie- oder Poesie-Fragmente. Einmal tauchte auch kurz das Thema Vergewaltigung auf.

Auf diese Sprachfetzen folgten jeweils ähnlich dissonante Töne und Akkorde an E-Piano und verzerrter Gitarre. Das Ergebnis war ein breiter assoziativer Kosmos, der aber gefühlt etwas zu skizzenhaft blieb und sich nicht wirklich zu "Charakteren" verdichtete. Danach traten dann noch Ex-Television-Sänger Tom Verlaine und Jimmy Rip als Gitarrenduo auf. Ihre Stücke, die sich zwischen Americana, Folk und Urban Blues bewegten und von Verlaines leicht brüchiger Stimme geprägt waren, hatten ebenfalls eine sehr offene, manchmal leicht dissonante Note. Was in dem Fall aber sehr intim und stimmig, nicht gekünstelt, sondern sehr organisch und auch sehr befreiend klang.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: