"Con fuoco", "Affettuoso" - die Vortragsbezeichnungen von Komponisten sind nicht immer leicht zu verstehen. Beethoven überschrieb den dritten Satz seiner Sonate op. 81a mit "Vivacissimamente", was eher Fantasie-Italienisch ist und sich wohl am besten mit "lebhaftigst zu spielen" übersetzen ließe. So viel Lebhaftigkeit bringt nicht jeder Interpret mit - Simon Bürki schon, davon überzeugte der junge Pianist bei seinem Konzert im Kleinen Konzertsaal des Gasteig.
Der Schweizer, Jahrgang 2000, war in der "Winners & Masters"-Reihe zu Gast, mit Beethovens Sonate "Les Adieux" eröffnete er das Konzert. Nach dem emotionalen Lebewohl des ersten Satzes zeigte Bürki voller Spielfreude und Leichtigkeit beim "Wiedersehen" im dritten Satz, wie lebhaft er Beethoven spielen kann. Spätestens bei Schumanns Sinfonischen Etüden op. 13 war klar, dass hier kein unerfahrener Pianist sitzt, sondern einer, der mitdenkt. Bürki arbeitete heraus, welche Linien wichtiger und welche unwichtiger sind und schaffte es trotz des kleinen Saals, den Orchestercharakter des Werkes zu transportieren.
Dazwischen stand ein zeitgenössisches Werk, "Moire" vom französisch-schweizerischen Komponisten Michel Runtz. Harte Basstöne standen neben jazzigen Melodien. Auch das liegt Bürki. Im Alter von fünf Jahren besuchte er die Klassik- und Jazz-Musikschule in Kiew. 2017 gewann er den Franz-Liszt-Wettbewerb für junge Pianisten in Weimar. Ein Werk Liszts stand auch auf dem Programm: Die anspruchsvolle Sonate in h-Moll. Bürki tastete am Anfang vorsichtig in der tiefen Lage, schaffte so eine spannungsgeladene Atmosphäre, die sich dann im folgenden Forte kraftvoll entlud. Er spielte mit der Dynamik und den Tempi, beschleunigte nach und nach, bremste dann wieder - die ganze Kraft von Liszts Werk füllte den kleinen Saal. Den letzten tiefen Ton ließ der Pianist wie ein Fragezeichen im Raum stehen. Ohne Frage: Von diesem Pianisten wird man noch einiges hören.