Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Kostbares Material

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Der Pianist Andreas Skouras im Schwere Reiter

Von Michael Stallknecht, München

Als Andreas Skouras Vater wurde, da komponierte Fredrik Schwenk für ihn "Neue Kinderszenen", die in ihren Titeln die altbekannten, die von Robert Schumann, aufgreifen. Komponisten schreiben gern für konkrete Interpreten, das war vor zweihundert Jahren so, das ist auch heute so. Weshalb es schön ist, dass es im Schwere Reiter die Reihe "Dedicated to ..." gibt, die das bekannte Format des Gesprächskonzerts umdreht: Nicht wie üblich die Komponisten werden hier befragt, sondern ein Interpret, in diesem Fall der Pianist und Cembalist Andreas Skouras, spricht über "seine" Komponisten. Schließlich ist Skouras in München "die Institution, wenn es um zeitgenössisches Klavierspiel geht", wie der die Fragen stellende Komponist Johannes X. Schachtner sagt.

Auch im klassischen Repertoire erfolgreich, hat Skouras im zeitgenössischen unter anderem bereits das Gesamtwerk dreier Komponisten auf Platte vorgelegt. Darunter auch das des 2013 verstorbenen Schweden Anders Eliasson, von dem er hier "Suolo" spielt, ein brillant virtuoses, wild über die Tasten ausschweifendes Stück. Typisch für Andreas Skouras' Vorlieben ist es damit gar nicht mal unbedingt, wenn man den anderen Stücken des Abends - darunter auch viele von Münchner Komponisten - glauben darf.

Was sie gemeinsam haben, ist eher, dass sie die Töne als kostbares Material behandeln und damit Skouras Gelegenheit zu etwas geben, was er spürbar gern tut: in den einzelnen Ton hinein zu lauschen, ihn klanglich auszuforschen. So lässt ihn der Komponist Michael Emanuel Bauer in "Close-up: Bergman" einzelne Phrasen aus Frédéric Chopins a-Moll-Prélude wiederholen, sie umdrehen und wie im Close-up neu beleuchten. Er möge es, sagt Skouras, auch im Repertoire des 21. Jahrhunderts "einen ästhetisch schönen Klavierklang spielen zu können". Womit er, man kann es hier erleben, zahlreiche Komponisten der Gegenwart anregt, hochpoetische, klangsinnliche Werke für das Klavier zu schreiben.

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Quelle:
SZ vom 14.03.2019
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