Kurzkritik:Komplexe Gaudi

Das Duo Franziska Wanninger und Martin Frank im Schlachthof

Von Thomas Becker

Erst ganz am Schluss passt der Deckel nicht mehr auf den Topf, aber da haben sich die beiden auch eine schwierige Übung ausgesucht: den verzwickten Zwiegesang. Viel Zeit zum Üben war nicht geblieben, und so treffen Franziska Wanninger und Martin Frank bei ihrer letzten Nummer im Schlachthof nicht wirklich jeden Ton. Wurscht, wie beide wohl sagen würden, dafür waren die zwei Stunden davor wohl gelungen - oder auf gut bairisch: a rechte Gaudi.

In "Wia d'Semmel so da Knödel", ihrem ersten Duo-Programm, geht es um "100 Jahre Bayern", ein Themenkoloss, an dem derzeit kaum ein Bühnenmensch vorbeikommt. Folgerichtig erklingt erst mal der Defiliermarsch, und sie kommen in Tracht, eh klar, trällern ein Medley ("Die Kathi aus Obergiesing", "Rittersleit", "Drunt in der greana Au"), entwickeln eine fröhliche Frotzelei, um dann mit der Arbeit zu beginnen: Vorurteile aufräumen. O-Ton: "Mir Bayern san ja so komplex!" Um Dialekt geht's natürlich auch, um gestürzte Diphthonge und die Lautverschiebung. Das Phänomen "Influencer" nimmt das Duo mit einer herrlich albernen Einlage aufs Korn, wie überhaupt der Abend dank der schauspielerischen Fähigkeiten Wanningers und der Rampensau-Mentalität Franks sehr lebendig gerät. Die bayerische Geschichte? Machen wir als Rap! Dass Frank lieber Kaba als Bier trinkt? Textet er halt "Dein ist mein ganzes Herz" um, samt Opernstimme. Das passt tatsächlich alles zusammen wie Butter und Breze. Und das mit dem Zwiegesang kriegen sie bestimmt auch noch hin.

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