Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Klingendes Leben

Das Ensemble "InVocare" widmet sich Orlando di Lasso

Von Klaus Kalchschmid, München

Was für eine schöne, fantasie-voll umgesetzte Idee des jungen Ensembles Invocare, im Schwarzen Saal der Residenz die Stationen von Leben und Wirken Orlando di Lassos mit seinen eigenen Werken und denen verschiedener Weggefährten und Zeitgenossen zu beleuchten: Beginnend mit dem Hof der Gonzaga in Mantua, wo er als zwölfjähriger Sänger tätig war, bis zum Tod 1594 in München als gefeierter Komponist an der Spitze der Hofkapelle. Oftmals begleitet von Jacopo Sabina an der Laute, sangen Sophie Charlotte Nachtsheim und Mirjam Striegel, Soprane, Stefan Steinemann, Altus, Tenor Andrés Montilla-Acurero und der Bass Jan Kuhar exzellent Madrigale von Cipriano de Rore wie vom Münchner Hoforganisten Ivo de Vento, Lassos Vorgänger Ludwig Senfl oder seinem Schüler Leonhard Lechner.

Was für eine Bandbreite an Gattungen und Stilen stand da bei der Residenzwoche in anderthalb, launig moderierten Stunden auf dem Programm: ob anspielungsreich erotische Canzonetten oder diverse Huldigungsmadrigale, ein berühmtes Stück von Cristóbal de Morales für den Aschermittwoch in der Laterans-Basilika in Rom, dessen Cappella Lasso 1553/54 leitete, oder "Vestiva i colli de le campagne" von Palestrina, seinem Nachfolger.

Immer wieder kehrte der Abend zu Lasso zurück und zeigte, wunderbar frisch und prägnant, aber auch exzellent klangvoll homogen gesungen, die enorme Bandbreite seines Schaffens: eine elegante, fein gesponnene Canzona im Duett von Altus und Bass, die freche Villanella "Saccia 'na cosa", eine in Metrum, Rhythmus, Melodie und Harmonie beständig wechselnde Moresca, oder, mitten im Saal kreisförmig wie um ein imaginäres Chorbuch gruppiert: Prolog und Nr. XII aus den "Prophetiae Sibyllarum".

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Quelle:
SZ vom 19.10.2018
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