Kurzkritik:Klavierfeuer

Olga Scheps und die Münchner Symphoniker

Von Klaus P. Richter

Eine Sonntags-Matinee mit geballter Beethoven-Dramatik: das versprach mindestens die Erhöhung des morgendlichen Blutdrucks. Tatsächlich aber begannen die Münchner Symphoniker in der Gasteig-Philharmonie mit einem eher verhaltenen "Egmont". Florian Ludwig, GMD in Hagen, betonte in der Freiheits-Ouvertüre eher das Lamento der unterdrückten Niederländer, bevor im Allegro-Teil das kämpferische Forte mit nicht immer präzisen Blechbläsern Raum gewann.

Dann aber betrat Olga Scheps das Podium und spielte Chopin. Die Pianistin, war entschlossen, nicht das zarte Salongewächs zu präsentieren, sondern den virtuosen Dramatiker. Man kann das e-Moll-Klavierkonzert, vor allem im langen ersten Satz, im Arabeskenreigen endloser Figurationsketten aufgehen lassen. Aber man kann auch, wenn man so lange auf seinen Einsatz warten muss, ihn dann als Auftrittsszene des Virtuosen zur Devise des Konzerts machen. Olga Scheps ließ ihr während des Orchesterprologs nur mühsam gebändigtes russisches Feuer zu vehementer Klavier-Rhetorik los - und der Blutdruck blieb hoch. Auch in der Romanze des Mittelsatzes beschwor sie einen "Vivace"-Frühlingstraum. Dass sie im Finale den polnischen Krakowiak als überschäumenden Tanztaumel gestaltete, war nur logisch. Eine furiose Prokofjew-Zugabe bestätigte Temperament und Dramatik. Bei Beethovens Fünfter wählte Ludwig zunächst eine unpathetische Diktion, bevor wieder heroische Dramatik dominierte, gekonnt entwickelt am Ende des dritten Satzes mit der Emanation des C-Dur-Themas aus der Poesie der Holzbläser.

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