Kurzkritik:Kaum zu hören

Das Ensemble "I Fedeli" mit Musik von Ludwig Senfl

Von Klaus Kalchschmid

Im Programmblatt steht ebenso schön wie zutreffend, dass ein Bläser-Ensemble des 15. und 16. Jahrhunderts mit Zink, Dulzian, Zugtrompete und Renaissanceposaune wegen seiner klanglichen Präsenz gerne im Freien verwendet wurde. Nun hat das Antiquarium der Residenz eher die Akustik eines halligen Kircheninnenraums, und so war beim Konzert von "I Fedeli" mit Musik von Ludwig Senfl (1486 bis 1543) schon in den ersten Reihen der Tenor Ivo Haun kaum zu hören, geschweige denn von seinen Texten irgendetwas zu verstehen. Was für ein Missverhältnis, ist doch gerade Senfl, der von 1523 an die Münchner Hofkapelle noch vor seinem Nachfolger Orlando di Lasso zu einer ersten Adresse machte, für die Gattung des sogenannten Tenorlieds berühmt.

Also konzentrierte man sich auf die rein instrumentalen Stücke, die oft auf bekannte Lieder zurückgehen. Auch hier war der Eindruck getrübt, denn so sehr Josué Meléndez Peláez, Catherine Motuz, Katharina Anders, Maximilian Brisson, Nora Hansen und Maria Morosova-Meléndez an Orgel und Spinett Meister ihrer Instrumente sind, so gleichförmig in Dynamik und Wahl der Tempi klang vieles der so variantenreich kontrapunktischen Stücke. Höhepunkt war ein prächtiges "Ave Maria gratia plena" Senfls, bei dem sogar der Tenor seine Mitstreiter überstrahlte und alle dafür im bisher pausenlos und ohne Applaus gespielten Programm innerhalb der Residenzwoche nach 75 Minuten erstmals begeisterten Beifall bekamen.

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