Ganze zweieinhalb Kilo wiegt das Coffee Table Book, das anlässlich von "20 Jahren Studio Braun" vor ein paar Monaten herauskam. Vielleicht weil Heinz Strunk inzwischen als ernsthafter Krimiautor reüssiert hat, Jacques Palminger auf seinem aktuellen Album einen auf Jazz macht und Rocko Schamoni eine Schmuck-Kollektion herausgegeben hat, die, nun ja, auf den Namen "Scheiße" hört. Da soll natürlich auch die Vergangenheit möglichst gewichtig aussehen. Der Geburtstags-Auftritt des psychedelischen Gag-Avantgarde-Trios aus Hamburg im ausverkauften Münchner Volkstheater dürfte im Vergleich dazu jedenfalls die kurzweiligere Variante gewesen sein. Aber auch dort gab es in Form von Lichtbildvorträgen und Musikeinlagen so einiges über "20 Jahre Studio Braun" zu erfahren.
Von der traumatischen Kindheit und einer Punk- und Tanzkapellen-Sozialisation ging die biografische Reise bald zu ersten gemeinsamen Aktionen. Wie dem respektlosen Überkritzeln von Plattencovern, freiwilliger Werbung für eine Limo-Marke oder den Scherztelefonanrufen, mit denen Studio Braun in den Neunzigerjahren bekannt wurden. Ein schönes Beispiel dafür gab es als Einspielung zu hören. Auch aus den Inszenierungen des Trios am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg wie "Dorfpunks - Blüten der Gewalt" gab es Ausschnitte. Und damit Beispiele dafür, wie Studio Braun ähnlich wie Helge Schneider mit Jux und Dollerei in bürgerliche Bastionen einbrachen. Einiges davon mag heute nicht mehr so originell wirken, und zugegeben gerieten auch einige der aktuellen Musik-Parodien auf der Bühne etwas plump. Dafür muss man gestehen: Röcke stehen den Dreien wirklich gut, was sie live und in Form einer Frauenmoden-Fotostrecke demonstrierten. Die unsinnigen Ideen gehen, wie es scheint, Studio Braun auf jeden Fall nicht aus. Und der Satz, mit dem Rocko Schamoni die Fotos anmoderierte, wirkt ebenfalls beruhigend: "Andere Männer in unserem Alter gehen kaputt, wir gehen in die Mode."