Rossinis letztes Werk - von einer Hymne an Napoleon III. abgesehen - ist sein ungewöhnlichstes. Die "Petite Messe Solennelle" schrieb er für einen winzigen Chor und vier Gesangssolisten, die nur von Harmonium und Klavier begleitet werden. Später, nach der Uraufführung 1864 in einer Privatkapelle, entwarf Rossini noch eine Orchesterfassung, damit niemand sein Werk posthum verhunze. Das Aufregende ist aber die Miniaturfassung.
Die war nun im Neuhaussaal des Theaters Regensburg zu hören, der ein wenig an eine verkleinerte Ausgabe der Philharmonie in St. Petersburg erinnert, also mit seinem an sich reizenden Klassizismus vielleicht ein bisschen zu pompös für das intime Stück ist. Andreas Meixner (Dirigent), Gerold Huber (Klavier), Hans Pritschet (Harmonium), das Kleine Vocal Consort Regensburg und vier Solisten hatten die Messe schon einmal aufgeführt, damals wirklich in einer Kapelle. Aber letztlich behauptet sich, bei diesen Musikern, das Werk ausgezeichnet in dem Saal. Zu Beginn liest der tolle Bass Stefan Sevenich aus Gioachino Rossinis Widmung an den lieben Gotte vor: "Ich wurde geboren, um komische Opern zu schreiben, Du weißt es. Gewähre mir einen Platz im Paradies."
Gern geschehen, hört man Gott da sagen, auch wenn Rossini nicht ganz von der Komik lassen kann, die hier dann allerdings zu fabelhafter Leichtigkeit führt. Für die stehen das so individuell wie homogen brillierende Vocal Consort und Gerold Huber, der die aberwitzigen Ein- und Überleitungen mit unglaublicher, zarter Fürsorge spielt; das Harmonium brummt ab und an heilig dazu. Den konfessionell schwerer wiegenden Teil haben die Solisten. Stefan Sevenich, Theresa Steinbach (Sopran) und Gustavo Martin Sanchez (Tenor) machen das wunderbar, Edda Sevenich glaubt indes Brünnhilden-gleich an das Nahen der Götterdämmerung. Für ein paar Minuten kopiert Rossini Vokalpolyphonie, dann den Drive einer Opernszene, mal klingt es wie Schubert, als habe der 100 Jahre früher gelebt. Verrückt, aber toll.