Kurzkritik:Innige Hingabe

Kit Armstrong begeistert mit einer beseelten Schumann-Deutung

Von Klaus P. Richter

Nach der fulminanten Kadenz von Robert Schumanns a-Moll-Klavierkonzert wäre für Kit Armstrong eigentlich eine rauschende Applaussalve fällig gewesen. Aber so was machen ja höchstens heißblütige Neapolitaner oder einfältige Banausen aus der Provinz. Im Prinzregenententheater wartete man natürlich artig bis zur brillanten Coda des letzten Satzes mit dem begeisterten Jubel für Armstrongs bewegende Schumann-Deutung.

Armstrong vertiefte sich gleich nach dem Dominantschlag des Anfangs im Allegro affettuoso mit inniger Hingabe in das träumerische Hauptthema von Schumanns Konzert. Damit traf er dessen untergründigen, immer wieder durchscheinenden Sehnsuchtston, hielt ihn aber in wunderbarer Balance zu den Ausbrüchen virtuoser Bravour mit der Kadenz des ersten Satzes als Höhepunkt. Weil er sie aber nicht nur mit kühler technischer Virtuosität, sondern mit heißem Herzblut spielte, wurde auch sie zum Zeugnis einer beseelten Schumann-Deutung.

Vollends zur Innerlichkeit bekannte er sich mit der Zugabe, einem Bach-Choral, dessen tiefe Andacht den Metaphysiker Armstrong zeigte - und zugleich alle weiteren Zugabeforderungen elegant erledigte. Das Münchener Kammerorchester unter seiner neuen Konzertmeisterin Yuki Kasai hatte schon zu Anfang mit einem feinsinnigen Boccherini seine Klangkultur vorgeführt - in den abgezirkelten Phrasierungen vielleicht etwas manieriert. Im Schumann-Konzert aber fand es mit Kit Armstrong kongeniale Inspiration und perfekte Kollaboration. Sogar das etwas substanzarme Intermezzo profitierte von fantasievoller Spielfreude. Und zum Ausklang inszenierte es Joseph Haydns "Abschiedssinfonie" dann genau so, wie es die Anekdote aus Esterházy überliefert. Nach dem Menuett verließen die Spieler im brillanten Finale so nach und nach die Bühne: zuerst die edle Bläserriege bis zum Morendo der beiden letzten Violinen: Haydn bleibt unvergänglich originell.

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