Kurzkritik:In fremden Galaxien

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Münchner Philharmoniker überzeugen mit der "Star Wars"-Suite

Von David Renke, München

Es gehört eine gewisse Portion Mut dazu, den Münchner Philharmonikern vorzuschlagen, Filmmusik zu spielen, zumal die Stadt mit dem Rundfunkorchester oder den Symphonikern Alternativen anzubieten hat, die über die größere Erfahrung auf diesem Gebiet verfügen. Wenn Krzysztof Urbański allerdings die Philharmonie mit der "Cantina Band", einem der bekanntesten Stücke aus John Williams' Soundtrack zu "Star Wars", für knappe drei Minuten in eine verruchte Jazzkneipe mit swingenden Saxofonen, kreischenden Klarinetten und schnipsenden Streichern verwandelt, hat sich das Experiment gelohnt.

Außerdem geht der polnische Dirigent insofern auf Nummer sicher, da er die Suite "Star Wars" in den Kontext ihres spätromantischen Vorbilds stellt. Dass John Williams freimütig zugibt, Gustav Holsts "Planeten" hätten ihn inspiriert, ist kaum zu überhören. Für Urbański ist diese vielfarbige, differenzierte Programmmusik genau das richtige Metier. Solch klangliche Nuancierungen aus den Philharmonikern herauszuholen, wie es ihm gelingt, können momentan nur wenige Dirigenten.

Das tröpfchenweise perlende Scherzo, das den Planeten Merkur mit dem immer gleichen Thema beschreibt, geht er wunderbar quirlig und schillernd an; Saturn dagegen geriert sich als ausgreifende Ballade, die mit noblem Continuo durch und durch britisch klingt. Sphärisch ist schließlich, wie die Damen des Philharmonischen Chores, nicht sichtbar im Foyer platziert, Neptun mystisch ins Nichts verwehen lassen. Fein balancierte Klangfarben haben hier Vorrang vor plakativer Effektmusik.

Ähnlich verhält es sich mit der Filmmusik zu "Star Wars", die stark am symphonischen Gestus orientiert ist. Präzise arbeitet Urbański die bekannten Melodien heraus, lässt die Philharmoniker satt klingen und wiederholt zum Abschluss einen Teil des letzten Suitensatzes als Ad-Hoc-Zugabe, auch das eine Seltenheit bei einem Abo-Konzert. Das Experiment ist tatsächlich rundum gelungen.

© SZ vom 17.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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