Kurzkritik:"Immer Akku"

Horst Evers in der Lach- und Schießgesellschaft

Von Thomas Becker

Zum Beispiel der Berliner Flughafen: Sich darüber noch lustig zu machen, soll lustig sein? Und wie lustig das ist! Saukomisch ist das sogar - zumindest wenn Horst Evers das macht. Der schafft es, selbst aus dem ausgelutschtesten Sujet (Deutsche Bahn!) noch eine hochkomische Nummer zu zaubern. Schon klar, diese Wunderwerke deutscher Präzisionsarbeit geben reichlich Spott-Stoff her - braucht der Evers gar nicht. Er macht auch aus der schnöden Ansage, dass nach dem nächsten Text Pause ist, einen derart brüllkomischen Ankommer, dass man in der Pause erst mal mit Lachtränentrocknen beschäftigt ist. Oder der Rausschmeißer am Schluss: Wo andere Kollegen bemüht um die verkaufsfördernde Maßnahme herumscharwenzeln, dass sie draußen gleich noch - peinlich, peinlich - Bücher signieren, fährt Evers großes Geschütz auf, preist die Vorteile dieses angeblich so rückständigen Mediums ("Immer Akku!") und hat mit diesem Mehr-Minüter im Lustspielhaus sicher Kaufreiz geweckt.

All seine Bücher - gerade ist sein neuer Roman "Es hätte alles so schön sein können" erschienen - funktionieren auch daheim in Eigenlektüre, aber nicht umsonst ist Evers als Geschichtenerzähler auf der Bühne erfolgreich, nicht nur durch die Kraft des Wortes, sondern auch dank seines unnachahmlichen Ganzkörpervortrags: mit viel Gesicht, viel Körper und erstaunlich schlängelnden Bewegungen, die irgendwo aus den Beinen kommen und weit über dem Kopf enden.

Meister des Fantastischen im Alltäglichen wird der Berliner Szenen-Sammler genannt, was es gut trifft. Der Plot seiner Geschichten im neuen Programm "Früher war ich älter" beginnt ganz banal - beim Arzt, auf der Straße, im Taxi -, nimmt aber eine zunehmend absurde Wendung, die sich ins Grotesk-Lächerliche steigert. Und dann verknüpft der Schelm auch noch die griffigsten Bilder all dieser Schoten aus Absurdistan und schickt einen damit nach Hause. Mit Bildern, die einem länger als eine Nacht bleiben.

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