Kurzkritik:Hyperaktiv

"Foxygen" aus Hollywood bringen die Pop-Historie unter einen Hut

Von Jürgen Moises

Was machen die da eigentlich? Das hatte man sich bereits beim aktuellen, mittlerweile dritten Foxygen-Album gefragt. Das heißt ". . . And Star Power" und verwurstet, hat man das Gefühl, fast die gesamte Pop-Geschichte. Von Psychedelic-Pop, Soul, Disco bis zu Glam-, Indie- und Noise-Rock steckt da alles drin. Und dass die Amerikaner das auch noch auf mehr als 80 Minuten dehnen, hat auch noch was von Art- und Progressiv-Rock-Wahn. Das zugehörige Konzert im vollen Strom dauert ungefähr genauso lang. Und auch hier fragt man sich immer wieder: Was machen die denn da? Ist das ein Pop-Konzert, eine Performance oder eine Konzert-Parodie? Sänger Sam France hüpft wie eine Mischung aus Mick Jagger und David Bowie über die Bühne, reißt die Arme in die Höhe, schwenkt den Mikroständer in die Luft, schüttet eine halbe Flasche Rotwein in sich rein. Er singt, schreit, grunzt auch mal ins Mikro, zum Publikum sagt er dann aber: Seid vorsichtig! Verletzt Euch nicht!

Es sei schön, eine Ehre, eine Freude, in Deutschland zu sein, heißt es außerdem. Und dann bedankt sich Sam France nicht nur beim Publikum, sondern bei der Band, bei Johnny Cash, bei Vampire Weekend und wem auch immer. Selbst hier heißt die Devise: Lieber viel zu viel als irgendwas zu wenig. Das gilt auch für die fünfköpfige Begleitband, zu der sich auf der kleinen Strom-Bühne noch ein wild tanzender, dreistimmiger Frauen-Chor gesellt. Bigger than life! Oder wie heißt das in Hollywood? Da kommen Foxygen her.

Psychedelischen Glam-Rock könnte man das im Kern nennen, was sich die Foxygen-Gründer Sam France und Keyboarder und Gitarrist Jonathan Rado da ausgedacht haben. Eklektizistisch, irrsinnig. Genial? Darüber kann man sicher streiten, aber das ist vielleicht auch egal. Denn nach der aktuellen Tour soll Schluss sein, hieß es in einem Interview. Ob das stimmt? Schade wär's schon. Denn auch wenn einem der Hyperaktivismus auf der Bühne manchmal fast zu viel wird: Unterhaltsam ist ihre mit einer entsprechenden Drehorgel-Musik eingeleitete Pop-Kirmes-Show allemal.

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